„Zur Schule gehen in einem anderen Land?“ Das ist was für mich! Als ich damals, im Herbst 2023 mit einem kleinen A5 Infozettel nach Hause kam, wusste ich bei weitem nicht, was mich bei einem Erasmus Aufenthalt erwarten würde. Zwei Wunschdestinationen sollte man auf diesen Zettel schreiben, bei mir waren es Malta und Frankreich. Ursprünglich war mein Plan, in ein Land zu reisen, in dem Englisch gesprochen wird, doch aus diesem Plan A wurde nichts und so trat Plan B in Kraft. Im Juni 2024 war es dann fix: „Anna, du wirst in der letzten Sommerferienwoche nach Chantonnay reisen.“ Und so packte ich meinen Koffer (eine Angelegenheit, die sehr viel Köpfchen erfordert) und meinen kleinen türkisen Rucksack, der fast zu platzen drohte (kein Wunder bei den Lunchpaketen, die meine Mama liebevoll herrichtete) und es ging los…
Bestens ausgestattet, mit allem was ich brauchen würde, trat ich voller Vorfreude und ein klein bisschen Kribbeln im Bauch meine Reise an.
Die Anreise war bereits der erste Punkt, an dem ich aus meiner Komfortzone gerissen wurde: Es war meine erste Reise, ohne Familie, ohne Freunde – nur ich, mein großer Koffer und mein kleiner türkiser Rucksack.
Ich saß am Fenster, die Landschaft zog an mir vorbei und ich spürte ganz bewusst, wie ich mich mit jedem Meter ein Stückchen weiter von zuhause wegbewegte.
Eine 34-stündige Fahrt später fand ich mich in einer fremden Familie, die ich davor einmal auf Video gesehen habe, wieder. Dadurch, dass sie mich von Anfang an wie ein Familienmitglied und nicht wie eine Fremde behandelten, lebte ich mich schnell ein und fühlte mich sehr wohl.
Zwei Tage nach meiner Ankunft startete für mich schon die Schule, während meine Freunde in Österreich noch die Ferien genossen. Das war eine überwältigende Erfahrung: Einen ganzen Tag von der französischen Sprache umgeben und bis 18:00 Uhr im „Lycée“ zu sein. Am Abend fiel ich todmüde ins Bett.
Auch die französischen Essgewohnheiten sind anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Das gemeinsame Essen wird hier sehr geschätzt und in mehreren Gängen genossen. Da kommt es schon einmal vor, dass ein Abendessen „le dîner“ bis 00:30 Uhr dauert.
Während meiner Reise und meinem Aufenthalt hier, fühlte und fühle ich ganz viel Dankbarkeit. Dankbarkeit für die Möglichkeit, diese Reise machen zu können, ohne selbst finanziell dafür aufkommen zu müssen. Dankbarkeit, für meine Eltern, ohne deren Unterstützung ich jetzt nicht hier wäre. Dankbarkeit für alle Menschen, die dafür verantwortlich sind, dass ich mich hier in Frankreich so wohlfühle. Dankbarkeit, für alle Menschen, die mich wissen und spüren lassen, dass ich ihnen wichtig bin.
Vorbereitet auf diesen Aufenthalt wurde ich mit einer Videokonferenz von Erasmus+, die uns, allen Jugendlichen, die ins Ausland gingen, versicherten: Für jedes Problem wird es eine Lösung geben und uns so die Angst vor Herausforderungen nahmen. Natürlich bereitete mich auch der Französisch-Unterricht auf diesen Aufenthalt vor, wobei man mind. 20% der am häufigsten benutzten Wörter nicht in der Schule lernt (p.ex.: du coup, carement, en faite, …) :)
Eine der besten Vorbereitungen ist jedoch, mit ganz viel Offenheit und Optimismus in ein Erasmus-Abenteuer zu starten.
Zwei Wochen bin ich nun hier und wenn ich keinen Kalender hätte, würde ich nicht wissen, dass es erst zwei Wochen sind. Durch all die vielen, vielen Erlebnisse und Eindrücke fühlt sich meine Zeit hier nämlich schon viel länger an. In ca. einem Monat werde ich meine Heimreise nach Österreich antreten und ich freue mich schon sehr auf all die Dinge, die ich bis dahin noch hier in Frankreich erleben werde!