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Story von Anna Jörgl

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Zielland Belgien
Geburtsdatum unbekannt
Kategorie
Studierende/r
Soziale Netzwerke

Anna Jörgl, am 08.09.2020 um 14:23

Waffeln, Pommes, Lockdown – Erasmus in Belgien 2020

Mein spontanes Erasmus-Semester, das ganz anders kam als gedacht und dennoch unvergesslich bleibt.

Meine Erasmus-Geschichte begann sehr spontan im Herbst 2019, wo ich, nachdem ich im Mai von meinem Auslandssemester in Kanada zurückgekommen bin, entschieden habe noch ein weiteres Semester außerhalb Österreichs zu studieren. Da die Bewerbungsfrist noch offen war, habe ich mich für einen Restplatz an der KU Leuven in Belgien beworben. Mit der Nominierung, die kurz darauf folgte, habe ich damals nicht gerechnet und noch weniger damit, dass alles von der Unterzeichnung des Learning Agreements durch den Dekan bis hin zur Unterkunftssuche so reibungslos funktionieren würde. Im Dezember war ich mir jedoch nicht mehr 100%ig sicher ob ich wirklich nochmal wegwill und all meine Freunde wieder zurücklassen kann, also warf ich eine Münze, welche entschied – Ich gehe nach Belgien! (Wäre ich vermutlich auch hätte die Münze anders entschieden, denn wie das meistens so ist, wenn man eine Münze wirft, weiß man welches Ergebnis man sich erhofft)

Also buchte ich meinen Flug und landete am Anfang Februar 2020 in Brüssel Zaventem, wo ich die Zugfahrt zu meinem Endziel „Leuven“, nur knappe 10 Minuten entfernt, antrat. Durch die zahlreichen Willkommensaktivitäten lernte ich schnell viele andere Erasmus-Studierende kennen und nach nur einer Woche hatte sich schon unsere kleine Gruppe gefunden. Mit einheimischen Studierenden, mit Ausnahme eines Gruppenpartners, hatte ich leider weniger zu tun. Schon zu Beginn lernte ich zwei Erasmus-Studenten aus meinem Wohnheim besser kennen, da wir nach einem kleineren Radunfall auf der Heimfahrt (wir lebten etwas außerhalb) den nächsten Tag, und wie sich dann herausstellte auch die darauffolgenden Abende, im Krankenhaus verbringen durften, da sich einer der beiden die Speiche am Ellbogen gebrochen hatte und operiert werden musste. Das positive daran war jedoch, dass wir uns dadurch sehr schnell sehr gut kennenlernten.

Die Angst davor meinen Geburtstag, nur ca. zwei Wochen nach meiner Ankunft in einem fremden Land, alleine verbringen zu müssen war unbegründet. Ich verbrachte nach einer vormittäglichen Vorlesung den restlichen Tag zusammen mit meinen neuen Freunden im Studentencafé bei Tiramisu und Kuchen, ging anschließend mit allen Abendessen und feierte danach in den unzähligen „fak-bars“ Leuvens. Ich würde es als einen sehr gelungenen Geburtstag bezeichnen. Im Anschluss daran ging es am Wochenende zu acht auf den Geburtstagsausflug von mir und einem Kollegen, der sechs Tage später Geburtstag hatte, nach Rotterdam. Der ersten von vielen Reisen, auf die wir uns gemeinsam begeben wollten.

Anfang März, nach einem ersten tollen, aber auch sehr anstrengenden, Monat, wurden wir von der Corona-Pandemie überrascht und durch den Lockdown unter Hausarrest gestellt. Viele reisten ab und das Studentenheim war teilweise wie ausgestorben. Der Großteil meiner neuen Freunde blieb jedoch. Durch unseren Zusammenhalt haben wir uns diese Zeit, die wir uns alle ganz anders vorgestellt und erhofft hatten, jedoch trotzdem sehr schön gestaltet. Gemeinsames feiern wurde durch gemeinsames sporteln im Freien abgelöst (wonach wir uns immer mit Pommes belohnten, da die belgische Regierung die Einwohner aufforderte mehr Pommes zu konsumieren, um das Schlechtwerden der Kartoffelvorräte zu vermeiden), wir konnten unsere Kochkünste zeigen und ich durfte mich sogar als Friseurin an den Jungs mit denen ich zusammenwohnte ausprobieren. In der großen Gruppe trafen wir uns regelmäßig via zoom um Spiele zu spielen und Filme zu schauen und neben allem hatte jeder auch ausreichend für die Uni zu tun. Hut ab an dieser Stelle vor der KU Leuven, die das distance-learning wirklich ausgezeichnet gemeistert hat!

Die Freude war groß als wir uns am Ende des Semesters endlich wieder (mit 1,5m Abstand und im Freien) treffen durften. Am Schluss blieben mir noch einige Tage in Belgien, in denen man sich wieder im Inland frei bewegen durfte. Alles was ich unterm Semester also eigentlich sehen wollte hatte sich auf die paar Tage am Ende konzentriert, in denen wir alles von Antwerpen bis zum Strand in Ostende besuchten. Ende Juni verließ der erste unserer Gruppe Belgien und wir ließen ihn nur schweren Herzens in den Flieger zurück nach Spanien steigen. Zwei Tage später trat ich die Heimreise nach Österreich an. Seitdem sind nun mehr als zwei Monate vergangen und ich bin sehr glücklich mit meinen engsten Freunden aus Leuven noch immer Kontakt zu haben und freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit den Menschen, die mir die Corona-Zeit trotz allem mit vielen tollen Erinnerungen gefüllt haben.

Zum Schluss noch mein Corona-Cheesecake-Rezept:

Für den Boden:

200g Butterkekse zerbröseln und mit 100g geschmolzener Butter vermischen und als Boden in eine mit Backpapier ausgelegte Form drücken (Auflaufform oder Kuchenform – was die Studentenheimküche gerade hergibt)

Für die Füllung:

Die Schale einer unbehandelten Zitrone abreiben und den Saft auspressen. 3 Esslöffel Zucker und 2 Esslöffel geschmolzene Butter hinzugeben. 600g Frischkäse und 500g Mascarpone sowie 2-3 Eier hinzugeben und alles gut durchmischen und dann in die Form gießen.

Das Ganze dann 45-55min bei 160°C (Umluft) backen, abkühlen lassen und dann genießen. Denn manchmal wurde es uns allen doch etwas zu viel, doch Kuchen heiterte immer auf! :)

Der Oude Markt, wo wir am Anfang des Jahres noch alle gemeinsam feierten, war während der Corona-Zeit menschenleer...