Guten Morgen!

Heute möchte ich von meiner letzten Reitstunde mit E-Giro berichten. Wie jeden Dienstag hatten wir Springunterricht und ich freute mich schon sehr darauf, auch wenn ich kleiner Hosenscheißer meinem Pferd noch nicht wirklich vertraue. Immerhin testet dieser kleine Schlingel jedes Mal wieder aus, ob er mich mit ein paar Luftsprüngen nicht doch loswerden kann.

Auf alle Fälle durften wir zwischen Cross- und Standartspringen wählen und ich entschied mich für die „ungefährlichere Variante“ auf dem großen Springplatz. Sobald ich E-Giro aber mehr unter Kontrolle habe, werden wir uns wieder über Baumstämme, Gräben und Schweinerücken schmeißen.

Beim Aufwärmen war mein Liebling sehr artig und marschierte wie ein Dressurstar über den Reitplatz. Sogar unser Lehrer konnte die „Herzerl“ in meinen Augen sehen, weil ich so stolz war, mein Pferd endlich in eine schöne Form reiten zu können. Auch E-Giro genoss es, sich zu präsentieren und plustere sich unter mir nur noch mehr auf, als ich ihm zu verstehen gab, wie gut er seine Arbeit gerade mache.

Sobald wir jedoch mit ein paar kleinen Aufwärmsprüngen losstarteten, war es vorbei mit unserer Schönheit. E-Giro leckte Blut und galoppierte wie ein Kamel auf Ecstacy über den Platz. Ich versuchte ihn zu beruhigen und ritt immer wieder kleine Kreise um sein Tempo etwas zu verlangsamen, doch sobald wir auf offener Strecke waren, schoss er wieder los und ließ sich nicht mehr bremsen. Irgendwann fing ich dann an, ihm mit dem Tierheim zu drohen, doch Pedro (einer meiner Klassenkollegen) wies mich darauf hin, dass mein Pferd wohl kein Deutsch versteht. Also schimpfte ich auf Englisch weiter und wie durch ein Wunder schien es wirklich etwas zu helfen und E-Giro ließ sich zumindest vor den Hindernissen besser kontrollieren. Die Sprünge wurden immer höher gebaut und ich war sehr stolz auf mein Baby, dass er mit mir auch den 1,10m hohen Oxer bestritt. Während wir auf ihn zugaloppierten konzentrierte ich mich sehr darauf die richtige Distanz zu erwischen und das gelang mir auch. E-Giro drückte sich kraftvoll ab und wir flogen eine gefühlte Unendlichkeit über den Sprung hinweg. Vor Glück entkam mir ein Freudenschrei. Nichts ist schöner als auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen und gemeinsam zumindest für ein paar Sekunden zu fliegen.