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Story von Anna Naglmayr

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Zielland Portugal
Geburtsdatum unbekannt
Kategorie
Schüler/in
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Anna Naglmayr, am 05.11.2017 um 12:45

14.Tagebucheintrag

Hoch die Hände, Wochenende!

Hoch die Hände, Wochenende!


Endlich wieder lange ausschlafen und die harten Betten des Polos genießen. Herrlich wenn man aufwacht und der Rücken mit jeder Nacht mehr schmerzt, anstatt sich während des Schlafens zu erholen. Möglicherweise sind wir auch verwöhnte Prinzessinnen auf der Erbse, aber die Tatsache, dass man mit solchen Schmerzen im Gesicht aufwacht, als wäre man vor dem Schlafengehen verprügelt worden, nur weil man auf dem Bauch geschlafen hat, beweist eher das Gegenteil.


Trotzdem genießen wir unsere Wochenenden, denn da haben wir genug Zeit um am Samstagmorgen zum Markt zu gehen, zu kochen, unsere Freunde in der Taberna zu treffen und auch mal auf der faulen Haut zu liegen.


Wie gesagt bestreiten wir jeden Samstagvormittag unseren Morgenspaziergang zum Markt. Dort kann man alle möglichen Obst- und Gemüsesorten, Brot, Käse und Wurst zu sehr günstigen Preisen erstehen. Mittlerweile kennen uns die Verkäufer schon und versuchen uns jedes Mal wieder ein paar neue Wörter auf Portugiesisch zu lernen.


Sobald wir wieder zu Hause sind, beginnen wir mit dem Kochen. Anfangs war das eine kleine Herausforderung, denn die meisten Haushalte in Portugal sind nur mit einem Gasherd ausgestattet und Viki und ich hatten bis jetzt nie die Ehre mit so einem Ding zu kochen. Trotzdem schaffen wir es immer wieder die Küche nicht abzufackeln, oder gar eine Explosion auszulösen.


Nachmittags liegen wir dann mit vollem Bauch in unseren Betten und suchteln was da Zeug hält. Von Supernatural über Game of Thrones bis hin zu Prison Break ist alles dabei. Zwischendurch wird Italienisch und Portugiesisch gelernt und am Abend ist es dann Zeit laufen zu gehen. 2km durch Alter do Chão zu rennen gestaltet sich manchmal sehr spannend. Als ich es das erste Mal geschafft habe, meinen inneren Schweinehund ruhig zu stellen, wäre ich fast von einer der lebendigen Alarmanlagen -die hier so ziemlich jeder besitzt- verspeist worden. Mit Kopfhörern in den Ohren und Heaven shall burn im Kopf lief ich eine Straße im Industrieviertel entlang, als ich plötzlich eine schwarze Gestalt seitlich auf mich zurennen sah. Zuerst registrierte ich sie gar nicht, doch dann hörte ich das Bellen und drehte mich zu ihr um. Es war einer der Wachhunde, groß wie ein Kalb und nervenaufreibend schnell. Er schoss keifend und zähnefletschend auf mich zu und Angst bekam ich erst, als ich merkte, dass das Hoftor, dass mich davor bewahren sollte als Kauspielzeug zu enden, sperrangelweit offen Stand. Vor Schreck konnte ich mich nicht mehr rühren und wartete förmlich darauf, von der Bestie niedergesprungen und verspeist zu werden. Als der schwarze Hund zum Sprung ansetzte und ich bereits mit meinem Leben abgeschlossen hatte, wurden wir beide von der Stimme seines Herrchens, die plötzlich über den Hof schallte, erschreckt. Sofort machte die Alarmanlage auf vier Beinen kehrt und ließ mich wie ein Häufchen Elend, zitternd zurück. Geschockt lief ich weiter und zuckte ab diesem Erlebnis jedes Mal zusammen, wenn ich etwas hörte, das nur ansatzweise als Bellen durchgehen kann.


Nach einer ausgiebigen Dusche folgt das Abendessen und darauf 60 ausgewählte Etüden für Horn von C. Kopprasch. Diese werden mit Schimpftirade und Flüchen etwas aufgepeppt und sobald ich zornig genug bin, es endlich aufzugeben und mir ein anderes Hobby zu suchen, packe ich mein geliebt und gleichzeitig gehasstes Folterinstrument namens Waldhorn wieder ein und rufen meinen besten Freund an, um mich von ihm trösten zu lassen.


Nach einer Stunde Psychotherapie am Telefon mache ich mich bettfertig und lasse mich von Raffas Plastic Life in den Schlaf labbern.


Das Sonntagsprogramm sieht eigentlich genau gleich aus, nur müssen wir an diesem Tag nicht zum Markt und dürfen stattdessen ein paar Stunden länger im Bett verbringen und süße Katzenvideos im Internet kucken.

In der großen Markthalle von Alter do Chão