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Story von Anna Naglmayr

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Zielland Portugal
Geburtsdatum unbekannt
Kategorie
Schüler/in
Soziale Netzwerke

Anna Naglmayr, am 12.11.2017 um 12:51

15. Tagebucheintrag

Feira de Golegã

Hallöchen!


Heute werde ich euch von Golegã berichten. Ein kleiner Ort in Alentejo, Portugal, in dem jedes Jahr zur selben Zeit so etwas wie ein „Pferdefestival“ stattfindet. Gestern durften Viki und ich, gemeinsam mit allen anderen Schülern der E.P.D.R.A.C, daran teilnehmen.


Doch bevor der Spaß losgehen konnte, mussten wir noch vier unterrichtslose Stunden in der Bibliothek totschlagen. Sehr schwierig bei einer Raumtemperatur von gefühlten 10° Celsius, einem kaputten WLAN-Router und ausschließlich Büchern in der portugiesischen Amtssprache.


Irgendwie haben wir es dann aber doch geschafft uns zu beschäftigen und durften um 14:00 in den Bus nach Golegã einsteigen. Top motiviert stiegen wir zwei Stunden später in dem kleinen Ort wieder aus und es kamen bereits die ersten an uns vorbei. Je weiter wir in das unbekannte Gebiet vordrangen, desto mehr wurden die Reiter und ihre Pferde. Auch Gespanne verschiedenster Art waren vor Ort.


Mit unserer Mathelehrerin, die an diesem Tag für Viki und mich verantwortlich war, einigten wir uns auf einen Treffpunkt, an dem wir alle 2 Stunden zu erscheinen hatten, damit sie kontrollieren konnte, ob wir noch am Leben sind, denn auch wenn es ein Schulausflug ist, verbieten die Lehrer ihren Schützlingen hier nicht, Alkohol zu trinken.


Danach zerstreuten sich die Schüler in allen möglichen Richtungen und Viki und ich begannen die verschiedenen Stände und Shops nach Mitbringsel für unsere Vierbeinigen Lieblinge zu Hause, zu durchforsten. Neben den unzähligen Reit- und Fahrsportgeschäften gab es natürlich auch Stände, die für das leibliche Wohl der Besucher der Feira de Golegã sorgten. Und von denen konnten wir nicht unsere Finger lassen. Endlich wieder etwas zu essen, das dir nicht vom Teller aus in die Augen schaut, rief wahre Glücksgefühle in Viki und mir hervor. Burger, Kepab, Crepes…alles Dinge die unsere Geschmackszellen schon sehnlichst vermisst hatten. Trotzdem ließen wir uns eine portugiesische Spezialität nicht entgehen. Pão de Deus – Gottes Brot, eine Süßspeise, die eine Mischung aus Milchbrot und Kokosbusserl ist und wirklich himmlisch schmeckt.


Eine andere Köstlichkeit war der Sauerkirschlikör Ginjinha, der in einem Schokobecher serviert, und von unserer Mathelehrerin gegen die Kälte empfohlen wurde. Viki und ich machten große Augen, als sie uns das vorschlug, denn bisher kannten wir von unseren Lehrern zu Hause nur die Aussage „Jo hättst hoid mehr ohzong!“ (Hättest dir halt mehr angezogen), wenn einem kalt war.


Eines der Highlights für mich in Golegã war jedoch mein „wilder“ Ritt auf einem 22-jährigen Lusitano, der mich und meinen Vordermann João über das Festivalgelände trug.


Die Feira de Golegã zu besuchen, ist wie in eine andere Welt einzutauchen. Trotz meiner langjährigen Erfahrung als Reiterin und Fahrerin, habe ich dort Dinge gesehen, die mir zuvor nie unter die Augen gekommen sind. Der portugiesische Reitstil unterscheidet sich von Pferd bis Reiter, von Ausrüstung bis Einwirkung grundsätzlich von dem mir bekannten, klassisch englischem. Am besten haben mir die traditionellen Lusitanos und ihre Reiter in den stilgerechten Outfits gefallen. Am wenigsten die Tatsache, dass maximal 6-jährige Jungen auf manchmal schwer zu kontrollierbaren Hengsten ritten, und das mit Sporen, aber ohne Helm.


Trotzdem waren Viki und ich auf und auf begeistert und würden sofort nochmal in den kleinen Ort mit dem großen Pferdefestival reisen. Das nächste Mal aber mit Pferd!

Mit João auf Vinho