Story von Annika Hinterholzer

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Zielland Italien
Geburtsdatum 11.02.2005
Kategorie
Berufsbildung
Soziale Netzwerke

Annika Hinterholzer, am 24.10.2023 um 07:41

Die Zeit meines Lebens

Hallo an alle! Mein Name ist Annika Hinterholzer und im Sommer 2023 hatte ich die Möglichkeit mein Praktikum auf Elba im "Hotel del Golfo" zu verbringen.

Liebes Tagebuch,

heute schreibe ich meinen letzten Elba-Tagebucheintrag, um für mich noch einmal alles Revue passieren zu lassen. 26. Juni 2023 bis 15. August 2023: „Die Zeit meines Lebens“. Aber jetzt von Anfang an.

Die Entscheidung, ein zweites Mal nach Elba zu gehen, fiel mir mehr oder weniger leicht, da der erste Aufenthalt dort eine unglaublich tolle Zeit war und ich jetzt die Chance hatte, dies nochmal erleben zu dürfen. Aber die Monate davor waren ein Auf und Ab der Gefühle. Traue ich mich wirklich, nochmal auf Elba zu gehen? Passiert womöglich noch einmal etwas Schlimmes in meiner Familie und ich bin wieder nicht daheim? Irgendwann war mir klar, dass ich in Elba wohl versorgt sein würde und dass es auch meiner Familie wieder gut geht. Auch wenn der Herzstillstand meines Papas im Vorjahr noch Wunden in mir hinterließ, die ich noch nie ganz verarbeitet habe, wusste ich, es geht ihm wieder gut und ich musste mich meiner Angst stellen, wissend, sonst ganz wunderbare Momente zu verpassen, die mein Leben verzauberten.

Zum Glück kannte ich die Leute schon vom Vorjahr und wusste auch, wie die Arbeit abläuft, so blieb die Nervosität aus und ich musste mich nicht mehr viel darauf vorbereiten, denn ich kehrte wieder zurück in mein zweites Zuhause, zu meiner zweiten Familie.

Vor allem wegen meiner Arbeitskolleg:innen, die mittlerweile schon zum engsten Freundeskreis zählen, wollte ich unbedingt wieder auf Elba arbeiten. Und wegen des Lebensgefühls, das ich dort verspürte.

Jana, eine meiner besten Freundinnen, und ich fuhren mit dem Auto auf die Insel Elba, was sich als eines der lustigsten Erlebnisse herausstellte. Die ganze Fahrt wurde gelacht, gesungen, bis unsere Stimmen verstummten, wir freuten uns immens wieder auf die bevorstehende Zeit. Und auch auf Elba schätzten wir es sehr, ein Auto zu haben, da wir so die Chance hatten, die ganze Insel zu erkunden mit all ihren Facetten. Ob in Capoliveri oder auf einem Bierfest mitten im Nirgendwo – alle Türen standen uns offen mit dem Auto.

Unser Zimmer, auch “ Zimmer tutto gas “ genannt, war wohl das lustigste Zimmer im ganzen Haus. Stundenlanges tanzen zu Mamma Mia, bis die Beine müde waren, abendliche Gespräche am Balkon oder das Meeresrauschen am frühen Morgen waren nur einige der vielen Momente, die wir in der Zeit im Zimmer dort erlebten. Aber das wohl beste an unserem Zimmer war, dass ich eine neue Freundin dazu gewinnen konnte, die ich bis heute in mein Herz schließe. Ich würde sagen, sie blüht vor Lebensfreude und wir konnten über alles miteinander reden, aber auch weinen, genauso gut wie lachen.

Jeden einzelnen Tag lief ich mit einem Lachen auf den Lippen in die Arbeit und wurde als Sonnenschein dort bezeichnet, und ich schätze mich so glücklich, dort arbeiten zu dürfen, wo andere Urlaub machen. Obwohl, für mich war es auch eher Urlaub - mit ein bisschen Arbeit. Denn die Arbeit verging immer so schnell, und im Nu saßen wir erneut in der Bar mit unseren Arbeitskollegen und -kolleginnen, wo man auch Mal weit bis in die Nacht blieb. Am besten waren aber die Freitagabende, an denen das Buffet für die Gäste stattfand. Nach der Arbeit saßen alle zusammen im Speisesaal, am Buffet, und ließen den Abend bei einem Bier und “Resteessen” ausklingen.

Es gab aber auch Momente, in denen ich einfach nur nach Hause wollte, in die Arme meiner Eltern. Meine Familie und Freunde vermisste ich riesig, und es fühlte sich so an, als würde ich daheim so vieles verpassen, obwohl ich doch auf Elba so viel mehr erlebte und ein zweites Zuhause fand. Mir zeigten die Menschen auf Elba, wie viel ich ihnen bedeutete, und dass ich total in Ordnung bin, so, wie ich bin. Denn hin und wieder gab es Abende, da fühlte ich mich einfach nicht gut genug, egal wie viel ich gab. Ich fühlte mich nicht wohl in meinem Körper, war unzufrieden, mit dem was ich tat. Aber an solchen Tagen wurde ich immer wieder aufgebaut, von so viel Liebe umgeben, von so viel Glück.

Elba hat mir so viel mehr gezeigt als seine Sprache und seine Kultur. Auf Elba habe ich so viel Wichtiges FÜR MICH gelernt. Ich habe gelernt,mein Leben selbstständig zu leben, jeden Moment zu genießen und pures Leben zu verspüren.

Diese Erfahrung würde ich Millionen Mal wieder machen und für kein Geld der Welt eintauschen. Denn diese Erfahrung zählt wohl zu den besten meines bisherigen Lebens.

Der schwerste Moment war der Abschied. Ich fuhr mit Tränen nach Hause, denn ich wusste ja nicht, wann ich alle wieder sehen würde. Es fühlte sich an, als würde ein Teil von mir auf der Insel bleiben. Immer, wenn ich über Elba rede, spüre ich, wie meine Augen zu funkeln beginnen und mein Herz lacht.

Ich bin so stolz, die Entscheidung getroffen zu haben, meine Praktika auf Elba zu absolvieren. Ich schätze mich so glücklich, denn ich habe so viel für die Zukunft gelernt. Allein wie stolz ich auf mein italienisch schon bin. Aber auch persönliche Dinge für die Zukunft wurden mir dadurch auf den Weg mitgegeben. Ich kann nicht oft genug sagen, wie dankbar ich bin, den Menschen, die mich überhaupt auf die Idee gebracht haben, und den Menschen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben. Und diese Erfahrung kann mir keiner nehmen.

Grazie di tutto Elba – du fehlst mir!

Annika