Es gibt verschiedenste Schreibweisen für dieses hinduistische Fest: Diwali (auch Divali) oder Dipavali (auch Deepavali). Ich habe es hier auf La Réunion als Dipavali kennen und lieben gelernt. Das bedeutet bedeutet auf Sanskrit so viel wie Lichterkette (dipa = Licht, avali = Reihe). Der Zeitpunkt, an dem das Fest gefeiert wird, hängt vom hinduistischen Kalender ab. Es beginnt am 15. Tag des Monats Kartik, 20 Tage nach Dasahra, zu Neumond. Dieses Jahr war das der vergangene Mittwoch, der 7. November.
Zur Feier dieses Festes gab es in der Mensa indische Speisen, Dekorationen, Verkostungen von verschiedenen Getränken und eine Tanzeinlage. Der ganze Campus war trotz nahender Prüfungsphase in feierlicher Stimmung, an manchen Ecken spielte sogar indische Musik.
Wie das Fest gefeiert wird, hängt sehr stark von der Region ab. In manchen dauert es nur einen Tag, in anderen fünf. Was alle gemeinsam haben, ist der Aspekt des Lichtes. Waren es am Anfang nur einige kleine Öllampen, sind es heute Lichterketten auf etwa Häusern oder Pflanzen. Dieser Aspekt ähnelt unserem Weihnachten sehr. Die ganze Woche über habe ich beleuchtete Häuser, kleinere Prozessionen und viel indische Musik gesehen und gehört. Das Highlight war aber sicherlich am Samstag, an dem wir mit der Verbindung internationaler Studenten an der Université de La Réunion (ISRUN), nach Saint André gefahren sind. Als erstes haben sie für uns den Besuch eines hinduistischen Tempels organisiert. Diese sind traditioneller Weise immer sehr bunt und sind einem bestimmten Tier, in diesem Fall einem Pfau, gewidmet. Neben Statuen von Pfauen gibt es dort viele Abbildungen von zahlreichen hinduistischen Göttern.
Nach dem Besuch des Tempels ging es dann weiter ins Zentrum von Saint André. Die Straße, die uns direkt zum Stadtkern brachte, führte vorbei am hinduistischen Tempel, an einem chinesischen Tempel, einer Moschee und am Ende der Straße befand sich eine große christliche Kirche. Die Anhänger aller Religionen versammeln sich bei den großen Festen jeder Religion, wozu auch das Dipawali zählt, und feiern dies zusammen, ohne Grenzen zwischen den religiösen Gemeinschaften zu ziehen. Dies habe ich als sehr beeindruckend wahrgenommen.
Im Stadtzentrum wurde bereits alles für den großen Umzug am Abend vorbereitet, wir haben uns an einem der vielen Stände indisches Essen gekauft bevor es dann weiter zu einem traditionellen indischen Geschäft ging, in dem einige von uns sich noch mit Henna bemalen ließen.
Danach war es allerhöchste Zeit sich einen guten Platz für den Umzug zu sichern, langsam aber sicher füllte sich die fünftgrößte Stadt der Insel mit Zusehern. Als es dunkel wurde begann der Umzug - es war ein unglaubliches Spektakel mit verschiedenen Tanzgruppen, Trommlern, großen Umzugswägen mit riesigen Götterstatuen und vielen leuchtenden und glitzernden Saris. Begleitet wurde das ganze von verschiedenen indischen Musikstücken.
Nach einer guten Stunde war der Umzug zu Ende und wir ließen uns in der Masse mittreiben in das Stadion von Saint André, in denen viele Tanzgruppen zu indischer Musik aller Genres tanzten. Nach der beeindruckenden Show entzündete der Bürgermeister von Saint André das große Feuerwerk, das absolut perfekt mit der Musik abgestimmt war. Im Nachhinein waren wir uns alle einig, dass dies das mit Abstand beste Feuerwerk war, das wir je gesehen hatten. Während der Show waren wir zu beeindruckt und zu sehr vom Moment gefesselt, als dass wir uns darüber austauschen hätten können. Die bunten Raketen boten ein perfektes Spiel zum Klang der Musik, wie Tänzer bewegten sich die Leuchtkörper im nächtlichen Himmel. Noch in Trance und im Bann der dargebotenen Show flanierten wir entlang Stände mit indischem Essen durch Saint André bevor es zum Bus ging, der uns zurück zur Universität in Saint Denis brachte.
Die Freude, die Stimmung und das Gemeinschaftliche dieses Festes haben mich vollkommen in ihren Bann gezogen und einen sehr großen positiven Eindruck hinterlassen, ich bin mir sicher, dass ich jedes Jahr an Di(pa)wali an das Fest in Saint André zurückdenken werde.
