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Story von Antonia Baumann

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Zielland Frankreich
Geburtsdatum 20.10.1997
Kategorie
Studierende/r
Soziale Netzwerke

Antonia Baumann, am 20.11.2018 um 11:13

La Réunion und Madagaskar

Ein kurzer Eintrag über den madagassischen Einfluss auf La Réunion - außerdem naht meine Reise nach Madagaskar!

Seit meiner Ankunft auf dieser Insel lebe ich mit einer madagassischen Familie zusammen. Sie haben mich nicht nur sehr warm in ihre Mitte aufgenommen, sondern mir auch Madagaskar näher gebracht. 

Die madagassische Community auf La Réunion ist relativ groß, als die Sklaverei noch legal war, arbeiteten viele Madagassen auf der Insel auf unterschiedlichen Plantagen. Deren Nachkommen identifizieren sich auch heute oft noch als Madagassen. Allerdings kommen auch noch immer viele junge Leute aus Madagaskar nach La Réunion um sich hier ein neues Leben, an das sie viele Erwartungen haben, aufzubauen. Leider erfüllen diese sich nicht immer und viele bleiben dann illegal auf der französischen Insel. Trotzdem sind ihre Lebensbedingungen hier meist um einiges besser als in ihrer Heimat.

In der kreolischen Kultur auf La Réunion finden sich viele Elemente der madagassischen wieder. Hierzu zählen gewisse Ortsnamen, wie etwa die Stadt im Süden Le Tampon, was auf Französisch der Stempel bedeutet. Le Tampon heißt aber eigentlich soviel wie der Ort, an dem man in die Ferne blicken kann und leitet sich von einem madagassischen Wort ab. Auch die Küche, die Sprache, und die Lebensweise wurde stark geprägt. Hierfür waren vor allem die Sklaven, die nach der Abschaffung der Sklaverei am 20. Dezember 1848 befreit wurden, verantwortlich. Aber auch bereits während der Sklaverei waren sie ein großer Einfluss auf das Leben der Insel, manche erhofften sich ein besseres Leben auf der Flucht, auch wenn die Strafen wirklich grauenhaft waren: wurde ein Sklave zum ersten Mal wieder “eingefangen” wurde ein Ohr abgetrennt, beim zweiten Mal das Zweite und beim dritten Mal ein Arm, bevor dann die Todesstrafe verhängt wurde. Es gab Reunionnaisen, deren Beruf es war sich in den Plateaus und Bergen der Insel nach geflohenen Sklaven umzusehen um sie schließlich zu bestrafen und wieder zu ihren Herren zurückzubringen. 

Glücklicherweise liegt diese dunkle Zeit nun lange hinter uns und inzwischen leben auf dieser Insel viele Nationen friedlich beisammen. 


Meine Gastfamilie erzählt mir oft von verschiedenen Orten auf Madagaskar, wie sie Eltern dort aufgewachsen sind und bekochen mich auch manchmal nach madagassischen Rezepten. Bevor es für mich am Ende dieses Jahres zurück nach Österreich geht, fliege ich noch zusammen mit meiner Gastschwester, die inzwischen eine sehr gute Freundin von mir geworden ist, nach Nosy Be im Norden Madagaskars um mir selbst ein Bild von dieser für uns Europäer doch so exotischen Insel zu machen. Als Einstimmung nahm sie mich letztens zu einem madagassischen Picknick am Strand mit, wo ich viele Spezialitäten probieren und mich mit Madagassen austauschen konnte. 

Flagge von Madagaskar, Karte von Madagaskar und La Réunion, die Inseln auf dem Globus, Flagge von La Réunion