Story von Berit Neumayr

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Zielland Frankreich
Geburtsdatum 26.09.2000
Kategorie
Hochschulbildung
Soziale Netzwerke

Berit Neumayr, am 12.09.2025 um 16:16

Tout ira bien.

Erste Alltagsbeobachtungen nach der Anfangseuphorie

Heute vor 2 Wochen bin ich in Caen angekommen und seither ist so viel passiert… Ich habe viele neue Leute kennengelernt, ich merke schon, wie es mir leichter fällt, mich auf Französisch zu unterhalten, brauche Google Maps nicht mehr, um den Weg zur Uni zu finden und kenne sowohl einen guten Supermarkt als auch eine Laufrunde in der Nähe. Dennoch ist es ein ständiges auf- und ab, vor allem, weil ich nach dem Unterricht oft sehr müde bin.

Gleichzeitig hab ich auch schon Strategien entwickelt, wie es alles etwas leichter wird: Unter anderem, in der 2. Reihe zu sitzen, wo ich die Profs gut verstehe, auch wenn sie leise reden, aber auch gut die Mitschrift von Studierenden vor mir lesen kann;) Außerdem hat es sich bewährt, andere Studentinnen um ihre Mitschrift zu bitten, weil meine manchmal doch eher bruchstückartig ausfällt – noch niemand hat abgelehnt und oft entwickeln sich dann daraus auch nette Gespräche!

Zum Thema Mitschreiben: Mir fällt regelmäßig auf, dass sich die „deutschsprachige“ Tastatur für das (schnelle) Tippen auf Französisch nur bedingt eignet. Statt Äs und Ös verwende ich aktuell viel mehr Apostrophen und Accents – oder so wäre es eigentlich gedacht, mit Blick auf meine Vorlesungsmitschriften sieht es aber etwas anders aus (nÄest statt n’est) Und ich find es extrem spannend, wie mir das noch nie aufgefallen ist – ich hab aber auch noch nie 3 Stunden lang auf Französisch das Europarecht diktiert bekommen. 

Außerdem bekam ich diese Woche schon den ersten Besuch von meinem Papa bei seiner Frankreich-Radtour! Ich freute mich sehr darüber, die Stadt herzuzeigen, zu teilen, wie schön es hier ist und bemerkte dabei auch, dass ich Caen doch schon besser kenne als gedacht. Gemeinsam gingen wir auch ins Memorial Museum von Caen, wo dem 2. Weltkrieg gedacht und darüber informiert wird. Ich fand es sehr aufschlussreich, mich in einem französischen Museum mit diese Zeit zu befassen und auch der Schwerpunkt des D-Days und den Landungsstränden, was geografisch gerade in dieser Gegend liegt.

Am Mittwoch erlebten wir den ersten französischen Streik: groß angekündigt mit „Bloquons tout!“ für den 10.9.2025, war auf der Uni davon noch nicht so viel zu spüren, mein Kurs am Vormittag fand ganz normal statt und auch die Mensa war geöffnet. Also wollten wir die nachmittägliche Demo in Caen etwas ansehen – und beobachteten sie aus sicherer Distanz von der Burg aus: viele Leute und überwiegend friedlich, obwohl auf der Straße sogar etwas verbrannt wurde.

Und dann aber auch Zeiten, die weniger spannend und toll sind: nach den Vorlesungen bin ich richtig erschöpft und bin mir gleichzeitig nicht sicher, ob ich die Prüfungen jemals schaffen kann, gerade wenn ich wie die französischen Studierenden benotet werde. Ich fühle mich doch noch sehr neu hier und fremd, auch wenn ich dauernd nette Leute kennenlerne, vermisse ich manchmal auch mein gewohntes Umfeld zuhause. Aber ich  weiß, dass das vergehen wird, ich bin gerade mal 2 Wochen hier und lebe mich ja eigentlich gerade erst so ein. Und ich denke auch, dass genau das auch die Aspekte sind, die einen weiterbringen können – und in meine Komfort-Zone kehre ich eh früh genug zurück;)

Hier noch das Video zu dieser Woche: Video 3

Der Campus 1 der Universität Caen, wo sich auch meine Fakultät befindet