Story von Chiara Stalzer

 Profil anzeigen
Zielland Niederlande
Geburtsdatum 18.03.2002
Kategorie
Hochschulbildung
Soziale Netzwerke

Chiara Stalzer, am 19.07.2024 um 11:13

Amster-Damn: Ein Semester, das ich nie vergessen werde

Malerische Grachten, unzählige Fahrräder und Blumen - ich habe in Amsterdam mein zweites Zuhause gefunden und dort 5 Monate meines Studiums verbringen dürfen.

Der Start in mein Auslandssemester

Die Vorbereitungen für meinen Erasmus Aufenthalt waren von Selbstständigkeit und Organisation geprägt, gleichzeitig stieg mit jedem Tag die Vorfreude auf den Start des Auslandssemesters.

Zunächst galt es den Bewerbungsprozess vollständig zu durchlaufen und das sogenannte Learning Agreement zwischen mir, der Heimat- sowie der Partneruniversität zu unterzeichnen. Anschließend hieß es auch schon, einen Platz im begehrten Studentenheim zu ergattern – das Zimmer sowie Stockwerk konnte sich selbst ausgesucht werden – und zu guter Letzt war noch der Transport zu buchen. Aus „Green Travel“ - Gründen habe ich mich für eine 20-stündige Flixbus-Fahrt über Nacht entschieden. Visums- und Einreisebestimmungen musste ich aufgrund der Reise zwischen zwei EU-Staaten beziehungsweise meiner EU-Herkunft nicht beachten.

In der gesamten Vorbereitungsphase, aber auch während dem Aufenthalt, war der Austausch mit einer Studentin, die ein Jahr vor mir ihr Erasmus-Auslandssemester in Amsterdam verbracht hat, äußerst hilfreich und wertvoll.

Doch warum habe ich mich überhaupt für Amsterdam als meine Destination und zweites Zuhause entschieden? Ich wollte in einer europäischen Großstadt mit unendlichen Möglichkeiten und einem weltoffenen Flair leben sowie Erfahrungen sammeln – und genau das habe ich in Amsterdam gefunden.

Meine Ankunft und ersten Eindrücke waren geprägt von Vielfalt, Offenheit, Fröhlichkeit, Freiheit und Internationalität. Es gab keinen einzigen Moment, in dem ich mich nicht willkommen oder wohl gefühlt habe.

Die ersten Tage in meiner neuen Heimat waren gefüllt mit einem ersten Stadtrundgang mit einer meiner Mitbewohnerinnen und später auch beste Freundin sowie den sogenannten „Introduction Days“ an der Inholland University of Applied Sciences, an denen wir alle Erasmus Studierenden, unsere Lehrenden sowie auch die niederländische Kultur und die Stadt Amsterdam kennengelernt haben.

Mein neues Zuhause – Leben in Amsterdam

Untergebracht war ich in einem Studentenwohnheim, welches in WGs zu je vier Bewohner:innen aufgeteilt war. Wir waren kunterbunt gemischt, so hatte ich Mitbewohnerinnen aus der Ukraine, Spanien und Griechenland. Das Studentenwohnheim war etwas außerhalb des Stadtzentrums, nur wenige Gehminuten von der Universität entfernt. Die Metro fuhr alle 10 Minuten, was mir im Vergleich zur österreichischen Hauptstadt Wien wie eine lange Wartezeit vorkam, da dort die U-Bahn sogar alle 3-4 Minuten abfährt. Allerdings halb so schlimm, wenn man sich für den „dutch way“ entscheidet und auch bei Regen und Wind mit dem Rad unterwegs ist.

Unterricht hatte ich im Durchschnitt an zwei Tagen die Woche, was mir sehr viel mehr Freizeit gab, als ich es von daheim gewohnt war – Zeit, die ich zum Entdecken und Erleben nutzen konnte. Das Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrenden ist ganz anders als in Österreich. Viel freundschaftlicher, sie interessieren sich auch für dein Privatleben, es wird miteinander gescherzt, aber trotzdem geht nie der Respekt verloren. Auch der Lehrstil ist anders, viel weniger Frontalunterricht in Form von Vorträgen und Vorlesungen und dafür sehr viel Selbststudienzeit. Ein Highlight meines dort belegten Kurses war eine Reise nach Bosnien und Herzegovina. Dort durften wir die Städte Sarajevo und Mostar kennen lernen und unser Projekt, an dem wir in jenem Kurs gearbeitet haben, vervollständigen.

Meine Partneruniversität hat für uns Erasmus-Studierende auch einen kostenlosen Dutch-Kurs angeboten, in welchem wir nicht nur die basics in Niederländisch lernten, sondern auch niederländische Köstlichkeiten wie stroopwafels, bitterballen, kruidnoten, haring oder auch poffertjes probieren konnten. Mitgegeben wurde uns auch von Tag 1 an der wichtigste Part der niederländischen Kultur – Gezelligheid: cozy, nice, inviting – an untranslatable word that encompasses Dutch culture. Also ein Wort, um jegliche gemütliche, entspannte, gesellige soziale Situation zu beschreiben.

Freunde habe ich hauptsächlich in anderen Erasmus-Studierenden gefunden. Wir kannten uns vom ersten Tag an und wohnten im selben Gebäude. Die Niederländer sind sehr direkt und ehrlich, auch sehr interessiert an anderen Ländern und Kulturen, haben allerdings auch alle ihr eigenes stressiges Privatleben und einen Job neben dem Studium. Die Freundschaft mit meinen Erasmus-Kolleginnen war besonders und habe ich sehr geschätzt. Wir sind durch das gleiche durchgegangen und konnten uns immer gegenseitig verstehen und austauschen. Noch dazu ist es einfach unbezahlbar und unglaublich bereichernd Freunde aus aller Welt zu finden.

Meine Highlights

Das ganze Semester war unvergesslich. Ich durfte nicht nur eine neue Stadt, ein neues Land, eine neue Kultur und neue Menschen kennenlernen, sondern auch neue Erfahrungen sammeln und Erinnerungen schaffen. Natürlich waren jede einzelne Reise und jeder Ausflug ein Highlight – Utrecht, Haarlem, Den Haag, Rotterdam, Leiden, Nijmegen, Zaanse Schans, Zandvoort Strand und Volendam, aber auch Antwerpen und Brüssel in Belgien. Ebenso die unzähligen Museen, Aktivitäten und auch typisch touristische Attraktionen in Amsterdam wie die Heineken Experience, das Van Gogh Museum oder das Anne Frank Haus waren jedenfalls einen Besuch wert.

Am meisten in Erinnerung werden mir aber wohl die simplen, alltäglichen Dinge bleiben: Das Spiegeln der einzigartigen Häuser im Wasser der Grachten, bunte Fahrräder mit Blumen, Blumenmärkte, das Einkaufen in einem niederländischen Supermarkt, Spazierengehen mit meiner Mitbewohnerin und besten Freundin, aber auch das Verkosten von Käse in den vielen Käsegeschäften oder die Weinabende mit meinen Erasmus-Freunden. Eine besondere Erinnerung war auch, als meine Mitbewohnerin und ich ein Picknick am Wasser zum Sonnenuntergang in unserer Nachbarschaft machen wollten und wir unwissend Teil eines spontanen Open Air Kinos mit gratis Getränken wurden.

Eine Erfahrung fürs Leben

Abschließend kann ich sagen, dass meine Zeit in Amsterdam einfach unglaublich bereichernd war. Mit Höhen und Tiefen ist ein Auslandsaufenthalt eine perfekte Möglichkeit Neues kennen zu lernen und auszuprobieren, seine Komfortzone zu verlassen, sich seiner Werte bewusst zu werden und sein eigenes Zuhause schätzen zu lernen. Es ist sehr mutig, alleine in ein neues Land zu gehen und ein komplett neues Leben zu starten. Auch wenn nicht immer alles super läuft, sammelt man Erfahrungen fürs Leben, findet neue Freunde und wächst als Person und entwickelt sich weiter. Mit unvergesslichen Erinnerungen und neuen Freundschaften im Gepäck habe ich Amsterdam verlassen, doch die Stadt und ihre Grachten werden immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Das Kapitel Amsterdam mag vorbei sein, aber die Geschichte, die ich hier geschrieben habe, bleibt ein Leben lang bestehen.