Mein Name ist Elena, ich bin 25 Jahre alt, bin schwer sehbehindert und auf den Rollstuhl angewiesen. Diese Umstände hinderten mich jedoch keineswegs daran, mir meinen Lebenstraum, von einem Auslandssemester in Italien zu erfüllen. Dieser Schritt ist für ausnahmslos jede/n eine Herausforderung, ganz egal ob mit, oder ohne Behinderung, oft vergleichbar mit dem alt bekannten “Sprung ins kalte Wasser”. Rückblickend steht für mich jedoch eines fest: diese Erfahrung hat mein Leben positiv verändert und beeinflusst und mir gezeigt, dass man auch im Alter von 20 (Sommer 2017) noch ein ganzes Stück wachsen kann.
Dazu später mehr, denn eines fragt ihr euch bestimmt schon lange: Warum gerade Italien und warum Bologna? Hier kommt die Antwort: Mit dem Beginn des Sprachunterrichts in der Unterstufe, war für mich sofort klar später einmal Italienisch studieren zu wollen. Ich hatte mich, aus einem mir unerklärlichen Grund immer mehr in diese Sprache verliebt. Obwohl meine Muttersprache Deutsch ist, fühle ich mich manchmal vom „Italienischen Klang“ wie in den Bann gezogen. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich, neben meiner Gehbehinderung, auch schwer sehbehindert bin und mir vor allem die verschiedenen Tonlagen der Menschlichen Stimme als Interpretations- und Orientierungshilfe dienen. Italienisch ist eben eine Sprache die, meiner Meinung nach, von ihrer Melodie lebt. Mit ebendieser immer mehr steigenden Affinität, wuchs natürlich auch der Wunsch dieses schöne Land noch besser kennenzulernen.
Entscheidend war hier auch die Erziehung, die ich genossen habe - und ich danke an dieser Stelle ganz herzlich meinen Eltern - denn diese folgte immer dem Motto „Geht ned?! Gibt’s ned!“, welches mit dem Titel dieses Buches gleichzusetzen ist, und eben dieses Lebensphilosophie sollte sich in den folgenden Monaten alle Ehre machen.
Dem tatsächlichen „Erasmus-Abenteuer“ ging nämlich eine lange Recherche-, aber auch Übungsphase voraus, denn hinsichtlich meiner “Mission”, die von Jänner bis Juli 2017 andauern sollte, war es uns allen sehr wichtig zu wissen, dass ich im Notfall auch alleine überall zurechtkommen würde. Ich bin aber dennoch sehr dankbar, dass mir eine Assistentin, zumindest für ein paar Stunden täglich, zur Seite stand.
Gewachsen bin ich nicht nur an all den neuen Eindrücken, die eine solche Reise mit sich bringt, sondern auch an der zuvor nötigen Organisation, welche immenses Durchhaltevermögen verlangt. Hierbei konnte ich, unter anderem, auf die Unterstützung seitens der Lehrenden meines Studiengangs zählen und es ist genau diese Art von Zusammen- und Rückhalt, die mir immer wieder beweist, dass auch die Entscheidung für ein Studium eine Herzensangelegenheit sein sollte, so wie es bei mir der Fall war und ist.
Nach langen Gesprächen und Evaluierungen fiel die Wahl schließlich auf die Universität Bologna, und ich entschloss mich, dieser geschichtsträchtigen Stadt und Bildungseinrichtung baldest möglich einen Besuch abzustatten und nutzte dafür die Sommerferien. Es war schon damals ein unbeschreiblich schönes Gefühl meinem Ziel ein kleines, aber spürbares Stück näher gekommen zu sein.
Unter anderem ergriff ich also die Möglichkeit mich dem Servizio Studenti Disabili – UniBo“ (Service für Menschen mit Behinderung der Universität Bologna) gebührend vorzustellen und wurde dort sehr herzlich empfangen, sowie beraten. Man spürte von Anfang an ein freundschaftliches, gar familiäres Klima, welches sich folglich, während meines Aufenthaltes, bewahrheiten sollte. Auf meinen Tutor, sowie meine Alltagsassistentin und meinen Physiotherapeuten, war immer Verlass und heute sind wir sehr gute Freunde, die sich regelmäßig, um an das gemeinsame Abenteuer zurückzudenken und in die (gemeinsame) Zukunft zu schauen.
Natürlich gab es, wie immer im Leben, ein paar Hochs und Tiefs, aber ich möchte diese Erfahrung auf gar keinen Fall missen. Es ist mir sogar ein großes Anliegen viele dazu zu ermutigen diesen Schritt zu wagen, weshalb auf ein erfolgreich absolviertes Auslandssemester meine Bewerbung als Referentin für Barrierefreiheit an der ÖH Uni Graz folgte.
In dieser Position fühle ich mich nun schon seit Ende desselben Jahres sehr Wohl, arbeite mit einigen Organisationen zusammen, wie zum Beispiel dem OEAD (Erasmus Network Austria), oder den diversen Anlaufstellen der Uni Graz, die mich auf meinem Weg nach Bologna tatkräftig unterstützt haben.
Meine (Lebens)aufgabe sehe ich darin auch meine Mitmenschen zu Großem zu ermutigen und sie nach bestem Wissen und Gewissen bei ihrer Verwirklichung zu unterstützen, denn gemeinsam ist so vieles leichter als alleine.