Islands Kultur, Vielfalt und Schönheit fasziniert mich schon ein Leben lang. Mit dem vierzehnwöchigen, landwirtschaftlichen Praktikum in meiner Schule, das absolviert werden muss, um das Schuljahr abzuschließen, bot sich mir die perfekte Gelegenheit, um tiefer in dieses Land einzutauchen.
Ich bewarb mich zeitig an verschiedenen Betrieben, um einen Platz an einem der gewünschten Höfe zu ergattern und fand schließlich einen der perfekt zu passen schien. Obwohl ich mir vornahm die restlichen Formalitäten sobald wie möglich abzuarbeiten, erstreckten sie sich dann doch bis zum Ende des Praktikums.
(falls also jemand vorhat ein Auslandspraktikum zu absolvieren, plant euch genug Zeit ein um neben Tests, Schularbeiten, Freizeit, oder Arbeit die ganze "Zettlwirtschaft" zu erledigen :)
Und schon ging es los - voller Aufregung stieg ich in den Flieger und freute mich schon, den nahenden österreichischen Sommertemperaturen zu entfliehen und sie mit der Kälte Islands einzutauschen. Unsere Praktikumsfamilie, ein älteres Ehepaar, war unglaublich freundlich, besonders wenn man sie mit einem Land vergleicht, dessen Hauptstadt regelmäßig, als eine der unfreundlichsten der Welt gekürt wird.
Man kann nicht sagen das es mir an irgendetwas gefehlt hätte. So etwas wie Heimweh kannte ich praktisch nicht.
Die Praktikumsfamilie erwies sich als noch freundlicher, als beim ersten Eindruck gedacht, die Arbeit mit den Tieren war etwas das ich jedes Mal aufs neue genoss und die Natur bot uns ein Spektakel, das man wohl nirgendwo sonst auf der Welt findet.
Einige Wochen nach unserer Ankunft, erblühte die unwirkliche Gegend voller Lavagestein und karger Flechten zu einem Meer aus Lupinen. Violett, weiß und Blautöne schillerten, soweit das Auge schauen konnte und wurde nur von blauen, eisigen Bächen und Flüssen unterbrochen. Dahinter erhoben sich schneebedeckte Gebirgsketten, mit Gletschern und längst schon schlafenden Vulkanen.
Unsere Arbeitsaufgaben waren hauptsächlich das reinigen der an Touristen vermieteten Cottages, doch nebenbei fielen auch die unterschiedlichsten arbeiten draußen an wie zum Beispiel Pferde zu verladen, oder zu impfen, Schafe zu treiben, Zäune zu bauen oder Bäume im nahegelegenen Wald zu setzen. Freizeit hatten ich und die beiden anderen Praktikantinnen mehr als wohl noch irgendwann sonst in unserem Leben und wir gestalteten sie mit gemütlichen Abenden auf der Couch, Mitternachtsausritten, Sightseeing und gemeinsamen Kochen.
Jedes Wochenende kamen die Verwandten mit ihren Enkelkindern, was wirklich herzerwärmend war, da die Verwandten mehr als eine Stunde Autofahrt dafür in Kauf nehmen mussten. Ich lernte von ihnen die isländische Freundlichkeit, Gelassenheit und Spontanität und merkte das ein Land auch ohne Stress, akribische Ordnung und Genauigkeit wie sie in Österreich vorherrscht, hervorragend funktionieren kann.
Wenn ich etwas aus dieser unglaublichen Zeit mitnehme, dann sind es nicht nur die Touristensouvenirs aus Rekjavik, sondern auch das für die Menschen die man liebt kein Weg zu weit ist, das die Natur auch in Österreich eine unglaubliche Schönheit in sich birgt, die es verdient wahrgenommen, geschätzt und geschützt zu werden und das mit etwas mehr Herzlichkeit, Gelassenheit und Spontanität die Welt nicht untergeht, sondern vielleicht sogar etwas besser werden kann :)
Daher gilt mein Dank meiner lieben Praktikumsfamilie und natürlich Erasmus+, welches diese unglaubliche Reise erst möglich gemacht hat.