Im Herbst 2018 startete das Schüleraustauschprojekt Erasmus+ unter dem Motto „smartphones for smarter students“ an dem auch das Gymnasium Feldkirch Rebberggasse teilnahm. SchülerInnen der 9. und 10. Schulstufe aus fünf europäischen Ländern (Deutschland, Spanien, Rumänien, Österreich und Portugal) waren aufgefordert, an diesem zweijährigen Projekt mitzuarbeiten. Auch ich bekam die Möglichkeit dabei mitzuwirken. Eifrig arbeiteten wir, ständig in Kontakt mit den Gruppen der Partnerländer, an Comics, Videoclips, Präsentationen und vielem mehr. Das Ziel war es, sowohl sein eigenes Land als auch die anderen vier möglichst gut kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und herauszufinden, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, besonders in Bezug auf die Verwendung von Smartphones im Schulalltag, liegen. Verteilt auf die zwei Jahre waren Treffen in allen fünf Ländern vorgesehen. Jeder Teilnehmer bekam dafür einen Austauschpartner aus einem anderen Land zugeteilt, bei dem man wohnen, die Kultur kennen lernen und natürlich Freundschaften knüpfen konnte. Bei diesen halbjährlichen Meetings jeweils einmal in Deutschland, Spanien, Rumänien, Portugal und Österreich, sollten die fertig gestellten Projekte gegenseitig vorgestellt werden.
Allerdings konnten aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie nur die ersten drei Meetings wie geplant durchgeführt werden. Die Vorbereitungen für das vierte Meeting, das im Februar 2020 in Madeira stattfinden sollte und in dessen Fünferteam aus Feldkirch auch ich dabei war, waren voll im Gange, d.h. unsere Koffer standen schon gepackt bereit, als wir die niederschmetternde Nachricht erhielten, dass das Meeting coronabedingt abgesagt wurde. Die Enttäuschung war riesig, denn seit Monaten fieberten wir auf diesen Termin hin, verpassten unseren Projekten den letzten Feinschliff und kommunizierten schon fast täglich mit unseren Austauschpartnern. Von einer Minute auf die andere änderte sich alles: statt gemeinsamen Projektarbeiten vor Ort in Machico (der Hauptstadt von Madeira) standen online Meetings von zu Hause aus auf dem Programm. Bei unserem Projektmotto boten sich unsere Smartphones zur virtuellen Kommunikation und Zusammenarbeit perfekt an, es war allerdings trotzdem einfach nicht dasselbe. Nach über einem Jahr, in dem das Projekt zunehmend digital wurde, gaben wir die Hoffnung auf ein richtiges, persönliches Kennenlernen mit unseren Projektpartnern schon fast auf. Denn immer und immer wieder wurden unsere Flüge verschoben, neue Termine geplant und aufgrund geschlossener Grenzen und zu hohem Ansteckungsrisiko dann doch wieder abgesagt. Schließlich endete das Projekt nach einer Verlängerung um ein ganzes Jahr im Sommer 2021 mit einer großen Videokonferenz aller teilnehmenden SchülerInnen und Lehrpersonen.
Es hörte sich für uns wie ein kleines Wunder an, als wir dann von unserem sehr engagierten Koordinator für Erasmus+ am Gymnasium Feldkirch Rebberggasse, Hr. Mag. Schuler erfuhren, dass wir die Flüge in den Sommerferien übernehmen konnten bevor diese ersatzlos verfielen. Für uns war sofort klar, dass wir diese Chance nützen wollten. Da das Projekt offiziell schon beendet war, mussten wir uns selbst ans Werk machen und begannen mit der Reiseplanung. Glücklicherweise fanden wir noch ein nettes kleines Apartment in Funchals Altstadt am Meer, das für uns auch leistbar war, denn wir konnten ja nur die Flüge übernehmen, für alles andere mussten wir nun selber aufkommen. Wir wälzten zahlreiche Reiseführer, bekamen wertvolle Insidertipps unserer Austauschpartner und stellten so ein abwechslungsreiches, vielseitiges und buntes Programm zusammen. Und dann war es endlich so weit. Am Dienstag, den 10. August 2021 morgens um halb drei Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen in Zürich und am Nachmittag schlenderten wir schon in fachkundiger Begleitung der Koordinatorin des Erasmus+ Projekts von Madeira Fr. Relva durch die Gassen der Altstadt von Funchal.
Während unseres einwöchigen Aufenthalts lernten wir Land und Leute bei unseren vielseitigen Aktivitäten richtig kennen. Wir erkundeten die Hauptstadt Funchal, die ähnlich einem Amphitheater in einer Bucht eingebettet ist, fuhren durch kleine Bergdörfer, umgeben von beeindruckender Fauna und Flora, sprangen für eine kühle Erfrischung in die natürlichen Lavapools des Atlantiks und besuchten Fischerdörfer, geschützt in winzigen Buchten. Sehr beeindruckend war für uns die subtropische Vegetation. Maracujas und Mangos konnten frisch vom Baum gepflückt werden, die Märkte boten eine bunte Vielfalt exotischer schmackhafter Früchte, die wir probieren durften. Teilweise waren sie uns völlig unbekannt und wir erhielten Anleitungen, wie sie zu essen waren. Auf dem Fischmarkt konnten wir die fangfrischen Meerestiere bestaunen, wie auch den Schwertfisch, der ja typisch ist für Madeira, den wir auch hin und wieder bei Mahlzeiten mit Genuss verzehrten. Aber jetzt wussten wir genau, was wir bei Fischgerichten eigentlich aßen. Während einer Ausfahrt mit einem alten Fischerboot konnten wir sogar Wale und Delphine aus nächster Nähe beobachten. Leider wurde durch den starken Wellengang auch ein Teilnehmer unserer Gruppe seekrank und war heilfroh, wieder festen Boden unter seinen Füßen zu haben. Ein Höhepunkt unseres Aufenthalts war auch eine Levadawanderung, also eine Wanderung entlang eines alten Bewässerungskanals. Bei unseren Erkundungstouren folgten wir aber auch schmalsten Straßen auf denen man sich durch Hupen verständigte oder überwunden Steilküsten mit Seilbahnfahrten. Nicht zu vergessen natürlich die rasante, holprige Fortbewegung in Korbschlitten. Immer wieder trafen wir uns auch mit unseren Austauschpartnern, Fr. Relva organisierte sogar ein Treffen mit allen Erasmus+-Teilnehmern aus Madeira.
Nach einer erlebnisreichen Woche, vielen neuen Bekanntschaften, Eindrücken und Erinnerungen ging es dann wieder nach Hause.
An dieser Stelle möchten wir uns bei unseren Betreuern, Hr. Mag. Schuler und Fr. Relva für ihren Einsatz und Unterstützung recht herzlich bedanken. Sie haben uns dieses unvergessliche Erlebnis ermöglicht. So konnten wir dieses Erasmus+-Projekt noch erfolgreich zu Ende führen – und das sogar mit einem Meeting mit persönlicher Anwesenheit. Wenn auch die digitalen Hilfsmittel in Zeiten der Pandemie unverzichtbar waren, so ist es doch nicht vergleichbar mit einem realen Zusammentreffen, bei dem man sich gegenübersteht, miteinander plaudert, Aktivitäten unternimmt und gemeinsam lachen kann.