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Story von Helga Wagnermeyer

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Zielland Österreich
Geburtsdatum unbekannt
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Lehrende/r
Soziale Netzwerke

Helga Wagnermeyer, am 10.10.2020 um 15:59

« Fraternité, Perspectives, Transmission… »

2020 - Universités de Francophonia DES FORMATIONS INNOVANTES POUR PROFESSEURS DE FLE

Nachdem ich bereits 2019 an dem so hervorragend organisierten Erasmus+ Projekt der Bildungsdirektion Steiermark „Sprache als Bindeglied der Kulturen und als Motor für wirtschaftliche Entwicklung“ teilgenommen hatte, stand es für mich außer Frage, dass ich auch heuer die Möglichkeit ergreifen würde, nach Nizza zurückzukehren und die bereichernde Erfahrung, mich mit Französisch- LehrerInnen aus aller Welt auszutauschen, wiederholen würde.

Als mit dem Ausbruch der Covid19- Pandemie das gesamte schulische Leben eingestellt und alle geplanten Schulveranstaltungen abgesagt wurden (auch unser eigenes schulinternes Erasmus-KA2-Projekt fiel der Pandemie zum Opfer), hatte ich wenig Hoffnung, mich diesen Sommer an der Côte d’Azur wiederzufinden. Selbst als ich den genehmigten Auslands- Dienstreiseantrag in Händen hielt, rechnete ich noch jederzeit mit einer Absage. Erst als ich tatsächlich im Flugzeug Wien- Nizza saß und bereits einige KollegInnen vom Vorjahr wiedergetroffen hatte, waren alle Zweifel beseitigt.

Tag 1  

Nachdem uns das Team von Francophonia am Flughafen in Empfang genommen und zu unserer Unterkunft begleitet hatte, führte mich mein erster Weg gemeinsam mit einer lieben Kollegin aus dem Vorjahr zum kostenfreien (!) Covid- Test auf der Place Massena. Trotz geringer Wartezeit musst ich mich danach beeilen, um rechtzeitig zur Eröffnungsveranstaltung ins CUM zu kommen: ein sehr inspirierender Abend, der mit bei einem Gläschen Wein unter freiem Himmel und interessanten Gesprächen endete.

Tag 2

 Einladung zum Frühstück – merci Francophonia????

 privater Ausflug nach Mandelieu- la-Napoule – un vrai coin de paradis

 negatives Covid- Testergebnis – erwartet, aber trotzdem spannend

 Vorfreude auf die kommende Woche

Tag 3

Der Tag startete wie alle folgenden mit einer allgemeinen Überprüfung des Gesundheitszustands aller Teilnehmer. Nach der Begrüßung durch Yann Librati, Direktor von Francophonia,  begann die eigentliche Arbeit in den Modulen:

 Module 1 - „Enseigner le FLE à travers des projets concrets en contexte scolaire et tout public“ (Rosemarie Thurner- Puschnik)

 Module 2 - „Les techniques du théâtre de l’opprimé en classe de FLE“ (Marylou Garino)

Im Modul 1 zeigte sich sofort der Covid bedingte Unterschied zum letzten Jahr. Um das Risiko einer möglichen Ansteckung möglichst gering zu halten, war das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes während der gesamten Unterrichtszeit vorgeschrieben. Außerdem wurde auf die Einhaltung der Abstandsregeln geachtet. Zusätzlich verwendeten wir noch Handschuhe.

Auch die besondere Atmosphäre des letzten Jahres wollte sich nicht so richtig einstellen. Pandemiebedingt fehlte der multikulturelle Aspekt. Mit viel Wehmut dachten wir an die KollegInnen aus aller Welt, die heuer nicht nach Nizza kommen konnten. Es zeigte sich aber im Lauf der Woche, dass auch der Austausch mit den österreichischen KollegInnen sehr interessant und bereichernd war, vor allem im Hinblick auf die Erfahrungen während des „Distance Learning“.

Rosemarie überzeugte von Anfang an durch ihre Begeisterung und ihre Kompetenz im Bereich « pédagogie par projet ». Sie machte uns begreiflich, dass der Begriff „projet“ ein sehr weit gefasster ist und sich sowohl als « projet minute » als auch als « le grand projet » in den Unterricht einbauen lässt. Besonders beeindruckend war für mich, dass ihre vielfältigen Ideen nicht nur auf einem soliden theoretischen Fundament ruhen ( « fiches pédagogiques »), sondern auch in der Praxis erprobt sind.

Das zweite Modul fand zur Erleichterung aller im Freien statt. Marylou präsentierte uns nach einer kurzen Einführung ins « théâtre de l’opprimé » vor allem praktische Übungen, Spiele und Entspannungsübungen für den Unterricht.

Den Tag beschloss die traditionelle Führung Yann Libratis durch die Altstadt von Nizza samt Verkostung regionaler Spezialitäten.

Tag 4

Modul 1:

 Jeu de rôle

 L’album „Qui suis-je? 

 La première lecture débutant

… und viele weitere Ideen (Lektüretipps, Storyboard)

Modul 2:

Perspektivenwechsel – bis jetzt war ich immer der Meinung, das Theater im Unterricht „nichts für mich“ sei. Viele Elemente sind aber durchaus auch in der Handelsakademie praktisch einsetzbar und könnten hilfreich sein, den Unterricht aufzulockern bzw. die SchülerInnen auf einer anderen Ebene anzusprechen: Stimmtraining, Ausspracheübungen, Zungenbrecher, …

Atelier d’innovation pédagogique

!!! Besonders interessant der Methodenwechsel, bei der Bearbeitung der beiden Fragen !!!

Der Tag klang gemütlich am Strand von Nizza aus …

Tag 5

Modul 1: Projets autour d‘un thème spécifique – es seien nur einige der innovativen Ideen und Methoden genannt, die Rosemarie aus ihrem schier unerschöpflichen Fundus präsentierte …

 Du nécessaire au superflu

 Micro- trottoir

 Jeux (Tabou/ Times’up)

 Speed- dating

 L’arbre des bonnes intentions

 La francophonie

 Créer une vidéo par PowToon : 10 raisons d’apprendre le français

Modul 2 :

Zielsetzungen der vorgestellten Übungen zur Verwendung im Französisch- Unterricht sind unter anderem:

 Favoriser la prise de parole, la motivation et l’attention des apprenants

 Développer l’expression orale et l’écoute

 Développer l’imagination

 S’échauffer physiquement et mentalement

 Activer la concentration

 Se décomplexer dans le groupe

Zusätzlich versorgte uns Marylou mit Hilfe der Plattform „Francophonia.360learning“ mit theoretischem Hintergrundwissen, einer Bibliografie und einer « Banque d’exercices de théâtre à destination des professeurs ».

Am Nachmittag konnten wir unter der bewährten Führung des Francophonia-Teams Villefranche wiederentdecken.  

Der abendliche Spaziergang entlang der Küste zurück nach Nizza gewährte einzigartige Perspektiven. 

Tag 6

Modul 1

Ein großer Platz wurde « la lecture » eingeräumt, angereichert mit vielen Tipps, wie man sowohl « les grands classiques » als auch neue oder schüleradaptierte Bücher für den Unterricht als Projekt aufbereiten kann (Le petit prince, 35 kilos d’espoir…). Leider fehlt in der HAK meist die Zeit für derartige Projekte zum Thema Literatur.

Viele der im Laufe der Woche vorgestellten Aktivitäten haben wir auch praktisch ausprobiert. Eine besonders interessante Aktivität, die man sicherlich auch im Unterricht auf allen Niveaus verwenden kann: « Pairer et partager »

Der mit dieser Methode durchgeführte Austausch über eigene, bereits erfolgreich durchgeführte Projekte oder Aktivitäten unter den TeilnehmerInnen war einer der Höhepunkte des Kurses.

Modul 2

Einen sehr speziellen Zugang durften wir ebenfalls praktisch ausprobieren: « le théâtre- images » – ein Zugang, der die SchülerInnen wahrscheinlich mehr auf der emotionalen Ebene anspricht. 

Die Vorbereitung unseres eigenen « pièce de théâtre de l’opprimé » forderte unsere ganze Kreativität.

Soirée de Gala « Gastronomie, Culture et Fraternité »

Das Konzert der jungen Musiker vom Grazer Konservatorium war mein persönlicher Höhepunkt der Woche.

 Tag 7

Am letzten Kurstag war die Reihenfolge der Module etwas verändert. Im Modul 1 beschäftigten wir uns abschließend mit einem « grand projet »: « préparation au séjour linguistique ».

Danach folgte ein Atelier mit Maria und Joël zum Thema « Éducation et Europe, quelles perspectives? » 

Nach der Übergabe der Teilnahme- Zertifikate und einer kurzen Pause traf sich die Theatergruppe im „Madox“ wieder. In dieser kleinen Bar führten wir – natürlich mit Maske – unsere vorbereiteten Szenen auf.

Nach dieser intensiven Woche hatten wir uns ein gemütliches Essen im Café de Turin wohl verdient????   

 Tag 8

Da ich Cannes und die Îles de Lérins bereits letztes Jahr und auch mit einer Schülergruppe besucht hatte, entschloss ich mich zu einem Ausflug nach Biot ins Musée national Fernand Léger – ein Fehler wie sich herausstellen sollte. Bereits am Bahnsteig in Nizza wurde mein Portemonnaie gestohlen … Und so verbrachte ich den Nachmittag nicht im Museum, sondern auf dem „Commissariat subdivisionnaire Foch“. Glücklicherweise war der diensthabende Brigadier sehr freundlich und hilfsbereit (was vielleicht an den guten Erinnerungen an einen Österreich- Aufenthalt in seiner Jugend lag?).

Tag 9

Der Rückreisetag verlief so reibungslos wie der Anreisetag mit einem Flug und einem Covid- Test zum Abschluss einer gelungenen Fortbildung.

Soirée de Gala « Gastronomie, Culture et Fraternité »