Eine 16-jährige Schülerin aus dem Zillertal vor der Entscheidung ihr Pflichtpraktikum in der gewohnten Umgebung in der Heimat oder in einem fremden Land voller neuer spannender Erfahrungen zu absolvieren, das war ich, Julia, vor genau einem Jahr.
Im Zuge meiner Ausbildung an der HBLFA-Tirol mit dem Schwerpunkt Lebensmittel- und Biotechnologie und durch die ausgeprägte bäuerlichen Kultur in meiner Umgebung begegnet mir das Thema Landwirtschaft täglich in meinem Alltag. Bis vor Kurzem beschränkte sich mein Wissen in diesem Bereich nur auf die konventionelle Milchviehhaltung am Berg. Da ich aber denke, dass diese Haltungsform schon längst veraltet ist, und es bereits in Hinblick auf Tierwohl und Klima bessere Lösungen gibt, habe ich mich dazu entschlossen, das Angebot der Landjugend Österreich und der Erasmus+ Förderung anzunehmen und mein Pflichtpraktikum gemeinsam mit meiner sehr guten Freundin Anna in einem anderen Land zu absolvieren, um unter anderem andere Betriebsmöglichkeiten kennen zu lernen. Zuerst fiel unsere Entscheidung auf Irland, schlussendlich landeten wir auf einem biologischen Milchziegen-Betrieb im Süden Norwegens.
Mit der Hilfe der Landjugend Österreich wurden Anna und ich bestens auf unseren Aufenthalt im Norden Europas vorbereitet, sodass uns Anfang Juni des heurigen Jahres nichts mehr im Wege stand und wir unser Abenteuer starten konnten.
In Norwegen angekommen empfing uns eine herzliche Gastfamilie, die uns viele Einblicke in die täglichen Aufgaben im Stall, in der hofeigenen Käserei und im Gemüsegarten gewährte. Die mühevolle Arbeit wurde beim täglichen gemeinsamen Abendessen im Kreise der Familie belohnt.
Unsere Freizeit und das Wochenende nutzten wir trotz fast täglichen Regenschauern für Städtetrips, Wanderungen und Radtouren. So lernten wir verschiedene Seiten Norwegens kennen und lieben. Besonders begeisterten mich die bunt bemalten gemütlich wirkenden Häuser, die klaren Fjorde, spektakuläre Berge und Felsen, riesige Gletscher, dichte Birkenwälder, wilde Wasserfälle und die entspannte Art der Einheimischen.
Nach Österreich kehrt nun ein viel selbstbewussteres und eigenständigeres Ich zurück, das viele neue Bekanntschaften geschlossen hat, die Kunst des Käsens sowie vielerlei Tricks einer biologischen Viehhaltung erlernen durfte und von der Kultur und Landschaft Norwegens einfach nur fasziniert ist.
Ein Jahr ist es nun her, als ich mich dazu entschlossen hatte, ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Trotzdem ich an manchen Tagen die lauwarmen Nächte auf unserer Terrasse mit meiner Familie und Freunden vermisst habe und mich vor Beginn der Reise so manche Zweifel plagten, ob ich mich richtig entschieden habe, ist mein Resümee ganz klar: Nutze die Chance, ein anderes Land kennen zu lernen, und sage niemals „Nein“ zu solchen Möglichkeiten und Abenteuern. Ich bin sehr dankbar, dass mir dieses Erlebnis, über das ich noch mein ganzes Leben voller Stolz erzählen kann, ermöglicht wurde.
Blicke über den Tellerrand hinaus!
Julia Pfister