Liebes Sylt!

Die letzten 21 Jahre habe ich immer nur in meinem Heimatland Österreich gelebt. Mein längster Aufenthalt im Ausland waren immerhin 2 Wochen Familienurlaub in Polen. 

Als ich nun endlich in das 4. Semester meines Studiums treten konnte, war es mir klar: Mein Pflichtpraktikum absolviere ich im Ausland. Schon vor Studienbeginn hatte ich große Pläne: Kanada, U.S.A, selbst Australien stand auf meiner Liste. Doch, wir wissen es alle, kam das scheinbar unvermeindliche: Corona. Meine achso großen Fantasien beschränkten sich immer weiter: Ich bleibe in Europa.

Nach unzähligen Pro und Contra Listen, mehreren Sinneskrisen und einer langwierigen Bewerbungsphase stand der Gewinner fest: Sylt. Sylt ist unter anderem bekannt für das Image "die Insel der Schönen und Reichen" zu sein. Schnell wurde mir klar, warum dieser Titel gar nicht so falsch ist. Kost und Logis wurde nur teilweise von meinem Arbeitgeber übernommen, weswegen ich umso dankbarer war, durch Erasmus eine Förderung erhalten zu haben. Die finanzielle Frage wurde geklärt, also nun ab auf die Insel!

Ich war verliebt über beide Ohren. Die größte nordfriesische Insel in der Nordsee hatte mich komplett in ihren Bann gezogen. Nachdem alle organisatorischen Punkte abgeklärt waren, hieß es Nervennahrung bereithalten: Ob ich nun wirklich in den hohen Norden fahren kann, war aufgrund der Beschränkungen bis zum Schluss ungewiss. Doch nach langem Warten und blutabklemmenden Daumendrücken war es so weit: Das Zugticket gekauft und im April 2021 ging es los. Zwar war der Abschied tränenreich, doch die Vorfreude konnte alles gut überdecken.

Kein Bild hätte die Schönheit von Sylt einfangen können wie das, das meine Augen eingefangen haben. Meine Liebeserklärung an Deutschland war besiegelt. Der erste Zauber hielt lang an, doch der Alltag holt einen dann doch ein: Die Arbeit beginnt, die Praktikantin (auch gern Fußabtreter genannt) wurde losgelassen. Ich habe mir trotz anfänglicher Schwierigkeiten einen gewissen Respekt erarbeitet. Plötzlich war ich Teil einer neuen Familie: Die Insulaner treten zu Beginn eher schroff auf, sind aber im Herzen liebenswürdige Menschen. Endlose Strandspaziergänge, köstliche Fischbrötchen und noch viel bessere Crepes wurden nun Teil meines Alltags. 

Auf der anderen Seite nehme ich nicht nur Positives von der Insel mit. Doch die Herausforderung zum ersten Mal für längere Zeit auf mich gestellt zu sein, konnte ich trotz ein paar Stolpersteinen letztendlich gut meistern. Ich habe dazugelernt, was es heißt selbstständig zu sein und gleichzeitig sein Leben zu genießen. Auch für meinen zukünftigen Berufsweg war diese Erfahrung sehr wichtig, da ich nun weiß, dass mein Studiengang, den ich gewählt habe, auf jeden Fall der Richtige für mich ist.

Ich werde diese Erfahrung für immer in meinem Herzen tragen. Ich bin froh die richtige Entscheidung mit diesem Auslandspraktikum getroffen zu haben und bin dankbar für jede Unterstützung. 

Danke für die Erinnerungen, liebes Sylt & auf ein baldiges Wiedersehen!

Deine Larissa