archiviert

Story von Laura Haipl

 Profil anzeigen
Zielland Italien
Geburtsdatum unbekannt
Kategorie
Studierende/r
Soziale Netzwerke

Laura Haipl, am 08.11.2019 um 18:39

Laura auf der Suche nach Identität

Südtirol auch

Nicht nur Laura ist auf der Suche nach Identität, auch Südtirol ist auf Suche nach Identität, wie diese Doku sehr schön verdeutlicht. Doku: https://www.3sat.de/film/dokumentarfilmzeit/suedtirol-auf-der-suche-nach-identitaet-100.html    Aber dazu später mehr.

Vorneweg, es ist etwas komplex. Nicht nur für andere, sondern auch für mich. Das war es immer, aber jetzt merke ich erst wie sehr komplex. 


Aaalso. Machen wir´s zum Beginnen ganz schematisch und einfach:


die italienische Studentin, die in Italien Erasmus macht, was keiner versteht - also ich:

      - hat das Licht der Welt erblickt in: Innichen/San Candido (Südtirol, Italien)

      - hat die schönste Kindheit gehabt in: Bruneck/Brunico (Südtirol, Italien)

      - hat auch Teile der Kindheit erlebt in: Wien, Österreich 

      - plapperte als Kind und jetzt in: südtirolerisch dialekt, okay sagen wir deutsch  

      - lebt jetzt in: Wien (eigentlich, außer jetzt mache ich Pause)


Mr. Papa erblickt das Licht der Welt und wachst auf in Wien, lebt in Bruneck (Südtirol) und spricht Wienerisch 

Mrs. Mama gefiel es seit Geburt an schon in Südtirol, was sich bis heute nicht geändert hat, weswegen sie auch südtirolerisch spricht. 



Gut, dann wäre das mal geklärt. Denn der Umstand, dass ein Elternteil aus einem anderen Land kommt ist ja nicht allzu außergewöhnlich. Aber die Sache wird um einiges durch die Situation von Südtirol verkompliziert. Wieso?

1) Die autonome Provinz Südtirol gehört zum Staat Italien, aber zählt ca. über 60% deutschsprachige, 20% italienischsprachige und 10% ladinisch(rätoromanisch)-sprachige Einwohner. Die Kultur ist in verschiedenen Teilen von Südtirol unterschiedlich stark von der italienischen geprägt. Im groben habe ich aber die Auffassung, dass wir Südtiroler samt Kutlur, eher den Österreichern gleichen, immerhin waren wir bis vor genau 100 Jahren noch Teil von bella Austria. 


2) Wenn Du lieber Leser, liebe Leserin grad richtig angenehm vor dem Laptop sitzt, vielleicht noch mit einer warmen Tasse Tee, lege ich Dir nahe in diese Doku einzutauchen, um Südtirol´s Situation besser zu verstehen und durchschauen. Doku: Südtirol auf der Suche nach Identität:

https://www.3sat.de/film/dokumentarfilmzeit/suedtirol-auf-der-suche-nach-identitaet-100.html 



Wenn keine Zeit und Lust, auch gut, dann sage ich Dir inzwischen einfach, dass die Geschichte und Situation der Südtiroler Minderheit natürlich weitaus komplexer und weitreichender ist. Genau aus diesem Grund, dachte ich, jeder normal gebildete Italiener weiß über diese ewige Prozedur und Hin-und Her zwischen Österreich und Italien bescheid oder hat es zumindest einmal in seinem Leben im Geschichte-Unterricht gehört. Scheinbar allerdings, waren viele Italiener gerade bei jener Unterrichtsstunde krank oder gedanklich abwesend. Denn leider reagieren beim Diskurs woher ich komme sehr häufig Italiener mit der Aussage, "ah, allora sei austriaca e quindi anche tedesca", was soviel heißt, wie "ah, dann bist du Österreicherin, also auch Deutsche". Mittlerweile habe ich mir auf diese Unwissenheit eine supernoble Erklärung zurechtgelegt, sei es in italienisch oder englisch, um die zugegebene komplexe Situation zu erklären. Wenn mein Gegenüber aus meiner Ansicht wach genug ist, leg ich noch eins drauf und sage ihm, dass ich in Wien wohne und halb Wienerin bin. Klappt nicht immer... :)

Wenn das Gegenüber also erfasst hat, dass ich kein italienischer Espresso, sondern italienisch- österreichischer Cappuccino bin, in Italien aufgewachsen bin, aber nicht so wirklich italienisch spreche und nun mein Leben in Wien stattfindet, stelle ich mir selbst die Frage, woher komme ich? Welche Identität habe ich? Bin ich Italienerin? Bin ich Österreicherin? Kann man Südtirolerin sein, so ganz al nationale Identität?...


Die Frage stellte ich mir auch rund um das international Dinner, wo jeder und jede ein typisches Gericht aus der Heimat mitbringen musste und ich Kaiserschmarrn mitbrachte, wodurch die Italiener derartig enttäuscht, ja fast schon beleidigt mit mir waren...



Erasmus in meinem eigenen Land konfrontiert mich also mit wichtigen Fragen, die ich jetzt zumindest anfangen kann zu bearbeiten. 

kein Wunder, dass mich alle für österreichisch halten