Story von Laurenz Lässer

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Zielland Frankreich
Geburtsdatum 18.07.2007
Kategorie
Schulbildung
Soziale Netzwerke

Laurenz Lässer, am 16.09.2024 um 19:55

ERASMUS-Travel Blog / La Rochelle - Frankreich

Eine packende Reise durch den Süden des sogenannten "Hexagone" :)

Als Erasmus-Partnerschule wurden den Schülerinnen und Schülern der Rahlgasse in den letzten zwei Jahren unvergessliche Projekte ermöglicht. Darunter auch diese Reise nach La Rochelle, einem entzückenden kleinen Küstenort im Nordwesten Frankreichs. Nur durch einen Zufall kam ich zu der Teilnahme an diesem Projekt: die von Anfang an gestellten Erasmus geförderten Plätzen überstiegen die Teilnehmerzahl der Klasse und so konnten weitere Schuler*innen und Schüler mitgenommen werden. Insofern man also Lust hat, bei so einem Projekt dabei zu sein, lohnt es sich immer zu fragen, ob noch ein Platz frei ist, oder man lässt sich vormerken, sodass man einspringen kann, wenn jemand ausfällt.

Die Reise von Wien nach La Rochelle begann am Samstagabend im Hauptbahnhof und endete am Zielort am Folgetag gegen 16 Uhr. Dort wurden wir freundlich von unseren Gastfamilien empfangen. Meine Gastfamilie unterschied sich tatsächlich nur in wenigen Punkten von meiner Familie in Wien. Alle waren wirklich sehr nett und zuvorkommend. Was diese allerdings hervorhob, war ihre wahnsinnige Sportbegeisterung. Grund dafür ist wahrscheinlich die Rugby-WM, die dieses Jahr in Frankreich stattfindet. Ein Sport, der in diesem Teil Frankreichs um Längen populärer als Fußball ist. Auch im Rest zählt er neben dem Radsport, Tennis sowie Fußball und Boule zu den beliebtesten der Nation. In La Rochelle gibt es übrigens einen eigenen Park nur fürs Boule spielen. Die Mehrheit spielt es aber da wo man gerade ist. Wie wir am wunderschönen Strand von La Rochelle zum Beispiel.

Unser Programm war kunterbunt und sehr abwechslungsreich. Im Normalfall traf man sich in der Früh vor dem Lycée und es wurden Ausflüge unternommen. Einmal besuchten wir eine private Chocolatière, die wirklich ungewöhnliche Geschmacksrichtungen anbot. Ein anderes Mal besuchte man einen alten Bunker, versteckt in der Innenstadt oder machte eine Rätselrally durch den kompletten Ort, der einen bis zu einem großen ausrangierten Gefängnisturm am Pier führte. Auch ein Besuch im Aquarium, einem riesigen Zoo, spezialisiert auf Meeresbewohner und ihren Lebensraum, durfte nicht fehlen. Gegen Anfang der Woche bekamen wir bei einem Besuch einer Austernfarm auf der Île de Ré, einer nahegelegenen Insel, sogar die Möglichkeit, frische Austern zu probieren. Definitiv eines der Highlights neben dem Bootsausflug, den meine Familie und ich am ersten Tag unternommen haben. Ebenso das Picknick mit der ganzen Gruppe, die Fahrt mit dem Riesenrad und der Ausblick auf den Eiffelturm waren bzw. sind großartige Momente, an die ich noch lange denken werde!

(Auf der Nachhausefahrt wurde auch noch dem Eiffelturm ein Besuch abgestattet)

Ein weiterer aufregender Programmpunkt beinhaltete auch einen Schulbesuch des Lycée Jean Dautet, dem Gymnasium, auf das alle unsere Partner Schüler gingen. In Frankreich sind alle schulischen Angelegenheiten sehr streng geregelt. Schule und Kirche werden strikt getrennt. Religiöser Schmuck wie Kreuzketten sind verboten, aber auch Kopfbedeckungen wie Kappen oder Hauben sind während des Unterrichts abzunehmen, wie ich erfuhr. Die Schüler der Schule mussten sich abwechseln, wenn sie uns am Programm begleiten wollten, damit keine zu lange Abwesenheit eintritt.

Weil der Schultag typischerweise sehr lang ist, gibt es eine Kantine mit einem ganzen Menü für gerade mal 3,50€. Wir reden hier von Hauptspeisen mit Beilage sowie Gebäck, Obst und einer kleinen Nachspeise. In unserem Fall eine kleine Torte, die ebenso wie der Rest des Essens vorzüglich mundete. An diesem Essen könnten sich einige Schulen in Österreich durchaus eine Scheibe abschneiden und in ihr eigenes Schulsystem integrieren. Mein Partner -Schüler erzählte mir auch, dass seine Matura zweiteilig sei. Ebenso wie wir könne man verschiedene Fächer auswählen, die Prüfungen dafür fänden allerdings zweiteilig statt: Die Hälfte in der siebten Klasse und die andere in der achten. (Gerechnet nach unserem Schulsystem, denn in Frankreich werden die einzelnen Schulstufen ein wenig anders betitelt.)

Eine ganz besondere Lektion, die ich von dieser Reise für mein Leben mitnehmen werde: Man kann nicht nicht kommunizieren. Das ist nicht nur das erste Axiom von Paul Watzlawick, sondern auch die Wahrheit. Egal wie groß die Sprachbarriere zu egal welchem Zeitpunkt war, mit Einsatz von Händen und Füßen kann man sich immer verständigen, denn im Endeffekt sind wir alle Menschen und denken überraschenderweise sehr ähnlich. Ich empfehle jedem eine Reise mit Erasmus weiter, der seine Sprachkenntnisse verbessern möchte, der nicht allzu heikel beim Essen ist und gerne in fremde Kulturen eintaucht. Wer Freunde fürs Leben sucht oder seine Kommunikationsfähigkeiten auf die Probe stellen möchte, sollte reisen. Ich empfehle Erasmus jedem der es liebt, zu lernen. Voneinander und miteinander. Wenn man sich öffnet, wird man nichts als die besten Erinnerungen mitnehmen. Und vielleicht einen kleinen Schnupfen, so wie ich ;-)

Bonne journée!

Abschlussfoto am Abreisetag vor dem Eifelturm