Die ersten Wochen vergingen wie im Flug und ich hatte kaum Zeit all die Gefühle in mir zu ordnen oder gar zu verarbeiten. Wir wurden sehr herzlich an der Universität empfangen und es wurde alles Mögliche getan, um uns so gut wie möglich zu helfen in der Stadt anzukommen. Von einer Stadt Rallye über gemeinsame Lagerfeuer bis hin zu Strandausflügen haben wir alles gemacht und so fand jeder und jede sehr schnell eine eigene kleine Freundesgruppe, auch wenn wir viel mit der ganzen Klasse unternahmen.
Ich lernte neue Kulturen kennen und mehr über jene, die ich kennen zu meinen vermochte. Wir wurden eine interkulturelle Gemeinschaft, in der verschiedene Kulturen und Traditionen aufeinandertrafen und gleichermaßen gefeiert und respektiert wurden.
Innerhalb der Kurse tauschten wir uns über Schulsysteme aus und was in unseren Heimatländern verbessert werden könnte. Gleichzeitig besuchten wir dänische Schulen und unterrichteten dort, was eine sehr spannende Erfahrung war. Viele von uns – mir eingeschlossen – waren überrascht davon, wie anders und sehr viel lockerer Unterricht dort gehandhabt wird.
Auch wenn ich sehr vieles lernte, was mich in meinem professionellem Werdegang weiter begleiten wird, habe ich doch am meisten über mich selbst und andere Menschen gelernt. Ich lernte meine eigenen Grenzen zu schätzen und zu beachten und auch, was mir in einer Freundschaft wichtig ist. Ich bemerkte, wer ich bin, wenn mein Umfeld wegfällt. Und wer ich sein möchte.
Mit dem Vorhaben so viel ich selbst zu sein, wie möglich, lernte ich die besten vier Mädchen kennen. Wir merkten schnell, dass wir alle sehr ähnliche Interessen, Charakterzüge und den gleichen Humor hatten und nach wenigen Wochen waren wir unzertrennlich. Jeden Tag saßen wir nach der Uni noch stundenlang in Cafés und erzählten uns von unserer Heimat, lustigen Videos, unseren FreundInnen zu Hause und noch vielem mehr. Es war als würde uns nie der Gesprächsstoff ausgehen.
If you read this, girls: I love you!
Für vier Monate in Dänemark zu wohnen, fühlte sich wie ein ganzes Leben an. Ich hatte eine schöne Wohnung, ich kannte viele Leute und die besten Cafés, und habe meinen eigenen Rhythmus gefunden. Als dann die Hälfte der Zeit vorbei war und wir anfangen mussten zu planen, wann und wie wir zurück in unsere eigentliche Heimat kommen würden, legte sich ein sanfter Nebel über jedes Erlebnis. Gerade dann, wenn wir besonders viel Spaß hatten, sagte jemand, dass wir bald nach Hause fahren würden. Sie wurde dann zwar mit lauten Schreien von allen übertönt; mit Rufen, dass es noch zu früh sei, darüber nachzudenken, aber insgeheim wussten wir alle, dass es stimmt und hatten Angst darüber nachzudenken. Denn es würde ein sehr trauriger Abschied werden.
Aber egal wie viele großartige Erlebnisse ich erlebte, es verdrängt nicht den Fakt, dass ich viele Momente des Heimwehs hatte. Momente, in denen ich weinend im Bett lag und dachte ich halte es allein in der Wohnung nicht mehr aus. Nicht, wenn ich sonst mit meinen zwei besten Freundinnen zusammenwohne. Momente, in denen ich alles abbrechen wollte, weil ich mich so überfordert fühlte. Momente, in denen ich nichts Neues mehr erleben wollte, sondern einfach nur in meinem Bett in Wien liegen wollte, wo alles noch genau wie vorher war.
Im großen Ganzen war es ein Mischmasch der Gefühle, bei dem alles dabei war. Ich kann nicht sagen, dass es einfach war; wobei zu behaupten, dass es schwer war, auch eine Übertreibung wäre. Für mich war es einfach genau richtig.