archiviert

Story von Romana Zeitlhofer

 Profil anzeigen
Zielland Finnland
Geburtsdatum 26.12.2002
Kategorie
Schüler/in
Soziale Netzwerke

Romana Zeitlhofer, am 30.09.2020 um 20:20

Ein Auslandspraktikum zu Corona-Zeiten? Alles ist möglich!

Wie mich das Land der tausend Seen in seinen Bann gezogen hat.

Als Schülerin bzw. Schüler der HLBLA St. Florian muss man über die Sommerferien vom dritten auf den vierten Jahrgang ein 14-wöchiges Pflichtpraktikum absolvieren. So stand auch mir dieses Praktikum bevor. Doch wie kam es dazu, dass ich nach Finnland kam?

Sobald ich von diesem Praktikum erfuhr und vor allem von der Möglichkeit, es im Ausland absolvieren zu können, war für mich klar, dass ich meine Erfahrungen außerhalb der Grenzen Österreichs machen möchte.

Weit weg von zu Hause und meiner gewohnten Umgebung wollte ich einfach mal etwas ganz anderes erleben. Der Norden Europas hat mich schon immer sehr angesprochen und ich hatte stets den Wunsch, ihn zu erkunden. Wie es der Zufall so wollte, absolvierten aus dem Jahrgang über mir einige Schüler im Sommer 2019 ihr Praktikum in Finnland, an deren Erfahrungen ich teilhaben konnte.

Sofort zu Schulanfang informierte ich mich bei einem der Schüler über das Land und den Aufenthalt in Finnland, die Leute, die Kultur und natürlich die Arbeitsweise und holte mir einen Vorgeschmack darauf, was auf mich warten könnte. Nach einer intensiven Phase des Nachdenkens und Abwägens des Für und Wider beschloss ich kurze Zeit später den Gedanken, mein Pflichtpraktikum in Finnland zu machen, wahr werden zu lassen.

Zu diesem Zeitpunkt begann ich meinen Plan eines Auslandspraktikums also wirklich umzusetzen und nahm umgehend Kontakt mit dem interessanten Milchviehbetrieb auf. Meine Freude war riesengroß, als ich sofort eine Zusage bekam. Glücklich über diese erfreuliche Nachricht klärten wir die Details des Arbeitsvertrages.

In diesem Zeitraum stellte Mag. Barbara Sterkl von der Landjugend Österreich das Förderprogramm Erasmus+ in Kombination mit einem Auslandspraktikum im Rahmen einer Informationsveranstaltung an meiner Schule vor. Da ich ja schon eine Zusage für einen Praktikumsplatz hatte, kam ich für diese Förderung in Betracht.

Alle notwendigen Daten wurden eingeholt, Fragen geklärt, Details besprochen und alles schien wie nach Plan zu verlaufen.

Doch dann kam das große ABER. Neben meinem Vollzeitjob als Schülerin betreibe ich die Leichtathletik als Leistungssport in Oberösterreichs Hauptstadt Linz. Im Jahr 2020 hätte die U20 Weltmeisterschaft in Kenia stattgefunden, wo ich mich durchaus qualifizieren hätte können.

Zur Absolvierung des 14-wöchigen Pflichtpraktikums stehen uns Schülerinnen und Schüler 19 Ferienwochen zu Verfügung.

Mein Ferienbeginn war bereits am 10. Juni und die U20 WM hätte von 7. bis 12. Juli 2020 stattgefunden. Das hieß nun für mich, dass ich mein Praktikum also erst nach dem 12. Juli antreten konnte.

Mein Betrieb wusste das, entschied aber plötzlich Anfang Dezember, dass er keine Praktikantin braucht, wenn diese erst Mitte Juli kommen kann. Dieser von meiner Seite früheste Antrittstermin war ihnen einfach zu spät. Dazu muss man fairerweise anmerken, dass der Sommer in Finnland früher beginnt, nicht so lange dauert wie in Österreich und mehr Arbeiten in den Monaten Juni, Juli und August anfallen.

Ich erhielt also Anfang Dezember – für mich doch sehr überraschend – eine Absage und durchlebte einen Tag der Emotionen: Verzweiflung, Panik und Hysterie hatten von mir Besitz ergriffen. Schließlich raffte ich mich wieder auf und machte mich auf die Suche nach alternativen Betrieben. Ich musste schleunigst bis Ende des Monats (31. Dezember 2019) einen neuen Praktikumsbetrieb finden, um diese Erasmus+-Förderung und Unterstützung zu erhalten. Die Mühe machte sich bezahlt, denn über Bekannte bekam ich eine Kontaktadresse eines anderen finnischen Milchviehbetriebes.

Die positive Rückmeldung der Chefin freute mich unglaublich und zudem hielten sie selbst Ausschau nach einer Praktikantin. So kann man sagen, wir haben uns gesucht und gefunden. Die Zusage war da, das Praktikum war nun fix und sie hatten außerdem volles Verständnis für mein sportliches Ziel in diesem Jahr. Die Daten wurden ausgetauscht und alles wurde noch vor dem 31. Dezember 2019 geklärt.

Die Wochen vergingen, wir waren ständig in Kontakt und lernten uns sozusagen über E-Mails bereits besser kennen. Zu Semesterende wussten wir noch nicht, dass uns Corona so dazwischenfunken würde. Aufgrund des Lockdowns standen für mich nun digitaler Fernunterricht und Trainingseinheiten zu Hause auf dem Programm. Die weltweite Pandemie bedeutete keine U20 WM und ließ auch mein Pflichtpraktikum im Ausland sehr unwahrscheinlich werden.

Meinen Schulkollegen, welche ihr Praktikum in Finnland früher angetreten hätten, wurden nämlich die Flüge gecancelt. Immer mehr Praktika im Ausland waren nun nicht mehr möglich. Ungewiss, ob es mir überhaupt möglich sein würde am 18. Juli nach Finnland zu fliegen, musste ich eine Distance-learning-Woche nach der anderen abwarten, bangen und hoffen, dass es funktionieren würde.

Falls Finnland aber nichts werden sollte, musste ich Ausschau nach einem Ersatzbetrieb halten, denn das Pflichtpraktikum ist Teil der verpflichtenden Ausbildung an unserer Schule. Über Freunde meiner Familie fand ich ebenfalls einen Milchviehbetrieb, diesmal im benachbarten Bayern. Die Familie war total herzlich und wirklich nett und der Bauernhof sehr ansprechend.

Jedoch war meine Nummer eins immer noch Finnland. Die Bayern hatten vollstes Verständnis dafür, wofür ich ihnen sehr dankbar war und sie hofften für mich, dass ich doch irgendwie in den hohen Norden reisen kann.

Glücklicherweise kamen die so sehr von mir ersehnten Lockerungen! Nach einer kleinen wirklich persönlichen Verabschiedungsfeier von meiner Familie, ging es am nächsten Tag Richtung Flughafen Wien Schwechat. Schließlich war es soweit: ein emotionaler Abschied von meinen Eltern und ein auf Wiedersehen sagen für über drei Monate. Nun war es mir tatsächlich möglich mein Praktikum in Finnland anzutreten. Ich bestieg das Flugzeug nach Helsinki und das Abenteuer begann.

Noch über den Wolken Österreichs.