Story von Teresa Kaiser-Schaffer

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Zielland Spanien
Geburtsdatum 18.10.1980
Kategorie
Schulbildung
Soziale Netzwerke

Teresa Kaiser-Schaffer, am 20.06.2022 um 20:59

Gelingendes Lernen

Wie kann Lernen gelingen? Es braucht Projekte, bei denen (jungen) Menschen zugetraut wird, sich erfolgreich einzubringen und etwas zu bewirken.

Ein Land und seine Menschen erleben. Eine fremde Kultur entdecken. Eine Sprache begreifen. Dieses Lernen fürs Leben gelingt nur dann, wenn Menschen diese Erlebnisse, Entdeckungen und Erfahrungen direkt machen können. Und zwar dort, wo fremde Menschen in einem fremden Land leben und sich in einer Fremdsprache über eine fremde Kultur identifizieren. Nur dann kann das passieren, was uns Menschen zusammenbringt: Das Fremde hört auf, fremd zu sein.

Im Frühjahr 2022 bekamen 22 meiner Schüler:innen die einzigartige Gelegenheit dazu. Im Rahmen unseres Erasmus+ Projektes reisten wir für eine Woche nach Valencia, Spanien. Die Umstände waren widrig. Reservierte Flüge mussten wir mehrmals absagen, weil uns die ungewisse Coronalage rund um den Jahreswechsel keine fixe Buchung ermöglichte. Letztendlich verschoben wir die gesamte Reise um einen Monat nach hinten, um doch noch möglich zu machen, was Schule braucht: Lernen durch Tun.

Als Spanischlehrerin bin ich überzeugt davon, dass eine Sprache nirgendwo besser gelehrt werden kann als im betreffenden Land selbst. Die Schüler:innen waren daher in Gastfamilien untergebracht. Sie absolvierten einen Sprach- sowie einen Kochkurs und hatten darüber hinaus viele Gelegenheiten, Valencia zu erkunden.

Gerade nach der langen Zeit geprägt von Lockdowns, online Unterricht und Entfremdung brauchen besonders junge Menschen wieder genau solche Erfahrungen, die ihre Persönlichkeit und ihren Blick auf die Welt positiv verändern. Endlich kann auch wieder mit Spaß gemeinsam an einem Projekt gearbeitet werden. Endlich erhalten meine leeren Worte im Klassenzimmer eine praktische Anwendung, wenn ich darauf hinweise, wie bedeutsam ein kritischer Umgang mit online Übersetzungshilfen ist. Nämlich genau dann, wenn mir ein Schüler in der U-Bahn von Valencia eine WhatsApp-Nachricht unter die Nase hält: „Frau Professor? Wissen Sie, was mir gestern mit meiner Gastmama passiert ist? Ich habe ihr das geschrieben.“ Ich lese: "Perecemos a las 23:45". Der Schüler schmunzelt. Der Übersetzer hat seine Arbeit gut gemacht: "perecer" bedeutet "umkommen" und der spanische Satz damit: "Wir kommen um 23:45 um". Irgendwie konnte er das Missverständnis mit der spanischen Mama aufklären. Jetzt lachen wir beide darüber.

Genau so gelingt Lernen fürs Leben!