Vor mittlerweile über eineinhalb Jahren erfuhr ich das erste Mal vom Europäischen Solidaritätskorps (ESK). Da ich nach der Matura erstmal nicht studieren wollte, entschied ich mich kurz darauf ins Ausland zu gehen, denn für mich war klar: Ich will etwas Neues erleben. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir nur schwer vorstellen, inwiefern diese Entscheidung mein Leben beeinflussen wird.
Was bedeutet Volunteering? Diese Frage habe ich mir auch gestellt, aber mehr als die klassische Definition fiel mir nicht ein. Doch da ich schon immer gerne geholfen habe und ein großes Interesse an anderen Ländern, Kulturen und Sprachen hatte, war das ESK eine perfekte Möglichkeit, mir meinen Wunsch nach etwas Neuem zu erfüllen. Dass Volunteering aber mehr als nur unentgeltliche Arbeit bedeuten kann, habe ich erst später gelernt.
Von meinem ersten Kontakt mit dem ESK bis zu meinem Flug zu meinem Projekt verging etwa ein halbes Jahr – eine Zeit voller Informationen, Interviews und Seminaren. „Woher weiß ich, dass ein Projekt zu mir passt?“, wurde ich kürzlich erst gefragt. Man spürt es. Bei meinem ersten Interview mit meiner Tutorin wusste ich sofort: Da will ich hin! Danach ging es relativ schnell und nur einem Monat nach meiner Zusage, saß ich schon im Flieger.
Für mich ging es also nach Terrassa, einer süßen Stadt in der Provinz Barcelona. Meine Aufgabe bestanden darin, das Leben von Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen zu unterstützen, sowie Aktivitäten zu begleiten und zu organisieren. Diese Arbeit war mir zuvor noch ziemlich fremd weshalb ich mich schnell anpassen und dazulernen musste. Vor allem mit der Sprachbarriere war es nicht immer einfach, dennoch bin ich unfassbar dankbar für diese Zeit. Ich habe mit den Leuten dort so viel erlebt und wir haben gemeinsam voneinander gelernt. Jeden Tag wurde ich von lächelnden Gesichtern begrüßt. Egal wie gut oder schlecht es mir ging, nach einem ¡Hola Guapa! und einer Umarmung war alles besser. So viel Liebe, Lebensfreude und Positivität ist mir zuvor noch nie begegnet. Beim Volunteering geht es nicht um das arbeiten selbst, sondern darum, was man daraus macht. Die Erlebnisse, Erfahrungen und die Personen, welche man während dieser besonderen Zeit kennenlernt, sind das, was Volunteering ausmacht.
In ein anderes Land zu gehen, wo man noch niemanden kennt, ist nicht einfach und erfordert viel Mut. Auch wenn das ESK nach außen immer aufregend und spannend klingt, braucht es viel Stärke und Willenskraft, um diese Zeit genießen zu können und zu dem zu machen, was einem wichtig ist. Nicht jeder Tag ist aufregend und es gibt auch Zeiten, in denen man seine Entscheidung hinterfragt, Heimweh bekommt und vielleicht sogar überlegt aufzugeben. Daher ist es wichtig nie seine Ziele und die schönen Momente aus den Augen zu verlieren. Volunteering bedeutet eben auch zu lernen mit den schlechten Dingen umgehen zu können und nie den Fokus zu verlieren.
Gerade in solchen Zeiten sind Freunde das wichtigste. Ich habe mit anderen internationalen Freiwilligen in einer Wohnung im Zentrum der Stadt gelebt. Auch eine für mich neue Situation. Doch schnell wurden wir von Fremden zu Freunden und letztendlich wurden diese Menschen meine Familie. Ich habe sie alle tief in mein Herz geschlossen und bin ihnen sehr dankbar für alles, was wir gemeinsam erleben durften. Gemeinsam konnten wir die Gegend erkunden, die Sprachen lernen und uns gegenseitig Mut zusprechen. Wenn ich anderen aus Österreich davon erzählt habe, konnte (und kann ich auch jetzt noch), diesen Ort als mein Zuhause bezeichnen.
Volunteering bedeutet offen zu sein einen neuen Ort kennenzulernen, sich dort ein zuhause aufzubauen, neue Menschen kennenzulernen und gemeinsame Erinnerungen zu schaffen.
Volunteering ist Kultur- und Sprachaustausch. Die spanische Kultur und Sprache kennenzulernen war schon immer ein Traum von mir. In Catalunya hatte ich zusätzlich die Möglichkeit die katalanische Kultur zu erleben. Ich durfte viele neue Feste und Traditionen wie den Caga Tío oder San Jordi erleben und neues Essen wie Pa amb tomàquet probieren. Und vor allem, vorauf ich sehr stolz bin, auch die Sprachen lernen. Auch wenn mein Katalanisch nicht sehr gut ist, bin ich stolz darauf eine solche Sprache kennen zu dürfen.
Ich werde meine Zeit im Ausland nie vergessen und auch in Zukunft immer wieder darauf zurückblicken. Ich habe viel gelernt, wurde selbstständiger, offener und flexibler und habe mir Fähigkeiten angeeignet, welche ich mein Leben lang anwenden kann. Ich kann jedem, der aktuell überlegt selbstmit dem ESK ins Ausland zu gehen, nur Mut zusprechen und euch ermutigen genau das zu tun. Manchmal muss man sich etwas trauen um neue, unvergessliche Erinnerungen und Erfahrungen zu schaffen.
Was ich mit diesem Text sagen möchte, ist das Volunteering so viel mehr bedeuten kann als ich und viele andere zu Beginn denken. Eine Woche nach Ende meines Projektes wurde ich von meiner Organisation gebeten, meine Volunteering-Erfahrung mit einem Wort zu beschreiben. Nach langem Überlegen wurde mir bewusst, dass es so viel bedeuten kann: Kulturaustausch, Erfahrungen, Lernen, Erinnerungen, Freundschaften, Zuhause… und vieles mehr.
Was bedeutet Volunteering für dich?
Ich habe meine Antwort gefunden:
Volunteering is life-changing!
Adeú
Elisa :)