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Story von Evelyn Kaindl-Ranzinger

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Zielland Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland
Geburtsdatum 09.01.1964
Kategorie
Bildungspersonal
Soziale Netzwerke

Evelyn Kaindl-Ranzinger, am 05.10.2019 um 22:51

Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Paradigmenwechsel

Um es gleich vorweg zu nehmen: der erste ganze Konferenztag war ein Marathon. Einer, der jede Minute wert war. We make the most of our time!

Genau um 9:00 „sharp“ startet das Eröffnungsplenum u d thematisiert eindrücklich das, was mir schon zuvor in der großen Eingangshalle ins Auge gesprungen ist. #culturedeclaresemergency, Klimaaktivisten aus der Museums- und Künstlerszene fordern auf, sich kritisch auseinanderzusetzen. Welche Rolle können, sollen, müssen Museen einnehmen, wenn es um die Klimakrise, den Schutz unseres Lebensraumes, ethische Fragen rund um Museumsfinanzierung und -politik geht? Klassische Museumsfragen wirken wie vom Tisch gewischt. Sind Sammlungen tatsächlich noch wichtiger als beteiligendes Handeln und Bewusstseinsbildung für die Gemeinschaften?

Die Keynotes von zwei Museumsfrauen und der radikalen Klimaaktivistin Farhana Yamin ( wer hat eigentlich in Österreich ernsthaft über die „extinction rebellion“ diskutiert?) lassen keinen Stein auf dem anderen und fordern Verantwortung ein. Moderiert wird von der hervorragenden Historikerin und Wissenschaftskommunikatorin Subhadra Das - mit ihrer Zusatzkompetenz „Comedian“, was die durchaus „schweren“ Themen amüsant an Leichtigkeit gewinnen lässt.

Das Programm setzt sich in stündlich je vier parallel laufenden Workshops und drei Sessions fort.Schwierig genug, aus dem überbordenden Angebot an Gesprächs-, Erlebnis- und Lernstoff je eines herauszufiltern - dann im Laufschritt durch den großen Gebäudekomplex zu rasen um pünktlich im nächsten Veranstaltungsraum zu sitzen. 

„Thinking outside the box“, Nachhaltigkeit in Kulturvermittlungsprogrammen, Beteiligungsprozesse in der Bereitstellung von Bedarfsorientierten Angeboten für benachteiligte Gruppen, Gärten als Beteiligungsorte im Museumskontext, bis zur außergewöhnlichen Präsentation von „Toilets as Windows of a museums soul“. Hier wird der Diskurs über Dinge geführt , die bei uns eben erst wahr genommen werden. So vieles ist möglich.

Wobei ich durchaus einräumen möchte, das zeigen die Gespräche, dass auch hier die Museumswelt eine Vielfältige und die Herangenehsweisen, die Möglichkeitenund Ziele sehr unterschiedlich sind.


Zwischen den Sessions - bei einem Cup of tea rund um die Informationsstände von Fachsusstellern, ergeben sich dann noch Gespräche zu konkreten Fragestellungen: wer nutzt welche Werkzeuge zur Messung von Qualität und Wirkung? Wie fließen diese in die direkte Beratungs- und Trainingsarbeit ein?

Und immer wieder zwischendurch kann ich berichten, dass ich mit „ERASMUS-funding“ hier bin - und ernte traurige bis verzweifelte Blicke - welch vertane Chance. Hoffentlich findet sich eine Möglichkeit, auf europäischer Ebene gut weiter zusammenzuarbeiten. Das Wort BREXIT kann schon niemand mehr hören.

Der Tag endet spät aber umso faszinierender bei einem Empfang im Brighton Museum und im nebenan gelegenen Royal Pavilion. Hier springt koloniales Gedankengut aus jeder Ecke - und lässt die Diskussionen zu ethischem Verhalten von Museen gleich fließend weitergehen.

„Museums changes lives“ - MAs Langzeitprojekt gleich zu Beginn