Ich bin im Juli 2023 mit meinem Soziologie Studium fertig geworden, kurz darauf bekam ich eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziale Arbeit bei der FH Joanneum in Graz. Meine erste „richtige“ Anstellung nach dem Studium ermöglichte mir, in einem Erasmus + Projekt (Diverse Courses) mitzuarbeiten. Das Ziel des Projektes ist es (zunächst) verschiedene Methoden zusammenzutragen, um diverse Bedürfnisse von Lehrenden und Lernenden zu entdecken (Fokus auf Gender, Migrationshintergrund, Disabilities, familiärer/sozialer Hintergrund…) und weiters, mit dem Erkennen dieser Ansprüche, Methoden zu sammeln, zu entwickeln und zu testen, wie man mit Diversität und diversen Ansprüchen aller Beteiligten in der Bildung/Lehre umgeht. Da insgesamt sechs Partnerinstitutionen aus fünf verschiedenen Ländern mitarbeiten, kam hier eine Bandbreite an den unterschiedlichsten interessanten Methoden zusammen.

Ich selbst komme aus einer Arbeiter:innenfamilie und bin die erste Person aus dieser, der es möglich war zu studieren. Einerseits bin ich für diese Möglichkeit sehr dankbar, da mich der Gedanke eines Studiums schon seit Schulbeginn verfolgte. Andererseits fühlte ich mich mit dem Studienbeginn und den ersten Semestern sehr überfordert. Die Universität war sehr fernab meiner bisherigen Lebensrealität, weshalb es ein Weilchen dauerte, bis ich mich in dieser Welt zurechtfand. Ich pass(te) also selbst ganz gut in das Thema des Erasmus + Projekts, in dem ich jetzt mitwirken darf. Immerhin halfen mir Methoden aus diesem Forschungsfeld (Peermentoring etc.), mich an der Universität zurechtzufinden. Zum Abschluss des Studiums resümierte ich, dass ich es etwas schade fand, zu keiner Zeit mit Erasmus oder einem anderen Programm studienbezogen in das Ausland gegangen zu sein. Ich hatte immer den Abschluss vor den Augen und wollte wenig Zeit verlieren, um meiner Familie so wenig wie möglich „auf der Tasche zu liegen“. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdachte, war der Gedanke, dass es das Studium verzögere zu präsent. Außerdem arbeitete ich neben meinem Studium ganzjährig, weshalb das Weggehen einfach unrealistisch und unerreichbar wirkte.

Deshalb freut es mich umso mehr jetzt im Zuge meiner Anstellung über ein Erasmus + Projekt die Möglichkeit habe, mit tollen Projektpartner:innen aus vier verschiedenen Ländern zusammenzuarbeiten und diese Kolleg:innen im Zuge der jährlichen Transnationalen Treffen vor Ort in Spanien und Portugal zu treffen! Die Arbeit im Projekt und vor allem auch die erste Reise nach Granada in Andalusien zeigte mir, welche Bedeutung die europäischen Institutionen auf dieser Ebene haben. Europaweite Kooperation in Bildung und Forschung verbinden den Kontinent und gehen Probleme an, die man ohnehin nur auf dieser supranationalen Ebene lösen kann. Ein schöner Gedanke!

Diverse Courses: https://www.diversecourses.eu/