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Story von Lena Leiter

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Zielland Belgien
Geburtsdatum 09.08.1993
Kategorie
Studierende/r
Soziale Netzwerke

Lena Leiter, am 05.06.2019 um 16:35

Mein Unialltag in Gent

Unileben ganz anders als ich es gewohnt war, angefangen bei Lehrveranstaltungseinheiten die 9 Stunden dauern bis hin zu einer echten Prüfungszeit.

Meine Lehrveranstaltungen

Da ich an der BOKU in Wien bereits alle meine Pflichtlehrveranstaltungen abgeschlossen haben (zumindest für meinen ersten Master, aber das ist eine andere Geschichte), besuche ich hier nur Lehrveranstaltungen, die ich als freie Wahlfächer absolviere. Für meinen Master brauche ich freie Wahlfächer im Ausmaß von 12 ECTS, für die ERASMUS Förderung brauch ich jedoch mindestens 3 ECTS pro Monat, bei 5,5 Monaten ergeben sich demnach 17 ECTS. Hier in Gent belege ich folgende Lehrveranstaltungen im gesamtausmaß von 25 ECTS:

I001567     Economics and Management of Natural Resources    (4 ECTS)
I000463     Planning and Project Design    (7 ECTS)
I001891     Scientific Reading, Writing and Presentation Skills    (3 ECTS)
AXLOCS    Low Countries Studies (keine ECTS)
A003111     Dutch for exchange students (3 ECTS)
E044630    Glass and Timber Structures    (3 ECTS)
I000263      Wood Technology: Wood Processing and Forest Products    (5 ECTS)

Im Unterschied zu Österreich werden hier Lehrveranstaltungen 10-mal abgehalten und die Dauer der Einheiten ist wesentlich länger.

Das Semester

Zweites Semester 2019:

Mo 11/02 bis Sa 06/04 8 Wochen Bildungsaktivitäten
Fr 22/03 Dies Natalis – Gründungstag der Universität
Osterferien: Mo 08/04 - Mo 22/04
Di 23/04 bis Sa 18/05 4 Wochen Bildungsaktivitäten
Mi 01/05 Tag der Arbeit
Mo 20/05 1 Tag „Aufholjagd“ – was das genau war weiß ich immer noch nicht ????
Di 21/05 bis Do 23/05 Vorbereitungszeit für die Prüfungen
Fr 24/05 bis Sa 06/07 6 Wochen Prüfungszeit
Do 30/05 bis Fr 31/05 Christi Himmelfahrt
Mo 10/06 Pfingstmontag
Do 04/06 Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse
Sommerpause: Mo 08/07 bis Sa 17/08

Meine Woche

Mittlerweile bin ich in der Prüfungszeit angelangt, aber so hat meine Woche während den Bildungsaktivitäten ausgesehen:

Montags hatte ich nachmittags meine erste Vorlesung. Um 14.30 startete die Lehrveranstaltung „Economics and Management of Natural Resources”. Früher wurde diese am Donnerstag abgehalten, aber der Professor wollte es Studierenden ermöglichen an den Donnerstagsdemos teilzunehmen und verschob daher kurzerhand seine Vorlesung. Jeden Montag hatten wir bis ca 17.30 zwei Theorieeinheiten zu je eineinhalb Stunden getrennt durch eine 15-minütige Pause. Im Anschluss hatten wir entweder Übung bis um 19.15 Uhr oder das sogenannte „self-study“. Da rund 40% der Note über eine Gruppenarbeit benotet wurden, war dies die Zeit, um daran zu arbeiten und bei den Betreuern um Hilfe zu fragen. Aber um ehrlich zu sein, sind wir in der Zeit lieber nach Hause gegangen und haben den Großteil unserer Gruppenarbeit am Wochenende vor Abgabeschluss in einer ziemlichen Nachtarbeit erledigt ????. Die Prüfung für dieses Fach steht mir noch aus.

Dienstag war mein „mega Uni Tag“! Ich startete um 8.30 mit „Planning and Project Design“. Diese Lehrveranstaltung dauerte bis 16 Uhr. Es war aber nicht so, dass wir 7,5 Stunden theoretischen Input hatten oder so. Nein die meiste Zeit verbrachten wir mit unserer Gruppenarbeit. Wir bekamen jede Woche rund eine halbe Stunde bis Stunde theoretische Informationen und konnten diese dann praktisch anwenden, wobei wir uns die Zeit für Pausen selbst einteilen konnten. Rund alle zwei Wochen mussten wir Zwischenpräsentationen der geleisteten Arbeit halten und mit den anderen Gruppen über unsere Ergebnisse und Pläne diskutieren. Neben einer Abschlusspräsentation mussten wir auch ein technisches Dokument schreiben und Anfang dieser Woche hatten wir die Prüfung, welche 50% der Note ausmacht.

Um 16 Uhr ging es zumindest an 4 Tagen im Semester gleich weiter mit „Scientific Reading, Writing and Presentation Skills“. Von diesem Kurs war ich um ehrlich zu sein etwas enttäuscht, da der Großteil als online Kurs abgehalten wurde und die Aufgaben meiner Meinung nach nicht wirklich etwas mit wissenschaftlichen Arbeiten zu tun hatten. Außerdem war ein „Project Proposal“ zu schreiben, dass ganze 80% der Note ausmacht.  

Zu guter Letzt hatte ich dienstags von 19.00 bis 20.30 noch die Vorlesungen von „Low Countries Studies“. An den Tagen mit scientific writting hatte ich also 12 Stunden Tage. Zu dieser Vorlesung habe ich einen extra Tagebucheintrag geschrieben. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir dabei natürlich die Exkursionen. Aber auch ein paar der Vorträge waren wirklich spannend. Da es für diese Lehrveranstaltung keine ECTS gibt, wurde sie auch nicht mit einer Prüfung abgeschlossen. Für den Erhalt des Zertifikates war es lediglich notwendig 9 der 12 Vorlesungseinheiten zu besuchen.

Mittwochs hatte ich beinahe einen day off. Ich besuchte nur den Niederländisch Kurs, der um 19 Uhr startete und 3 Stunden dauerte. In „Nederlands voor uitwisselingsstudenten“ lernten wir die einfachsten Basics des Niederländischen. In der 5ten Einheit hatten wir einen Zwischentest, der jedoch nicht in die Endnote einfloss. Die Beurteilung erfolgte auf Grund der mündlichen Prüfung (20%), bei der wir einen Dialog aufführen mussten, und des schriftlichen Endtests (80%). Da der Sprachkurs vom Sprachzentrum der Universität und nicht direkt von der Uni abgehalten wird, galten hier nicht die regulären Prüfungszeiten. So kam es, dass ich meine Niederländisch Prüfung schon am 15. Mai hatte. Auf Grund der Unabhängigkeit von der UGent wurden auch die Noten schon bekanntgegeben, bei allen anderen Fächern muss ich bis zum 4. Juli warten.

Donnerstags besuchte ich eine Lehrveranstaltung auf der Fakultät für Architektur. Die Lehrveranstaltung „Glass and Timber Structures” wurde von zwei Professoren abgehalten, weswegen ich dafür auch zwei getrennte Prüfungen ablegen musste. Die Vorlesungseinheiten starteten jeweils um 13 Uhr uns wurden in 3 Blöcke zu je 1,5 Stunden unterteilt. Diese wurden durch zwei 15-minütige Pausen getrennt. Die Lehrveranstaltung endete also um 18 Uhr. Die Vorträge zum Thema Glas wurden an 4 Donnerstagen vor den Osterferien abgehalten und der Holzteil in den vier Wochen nach Ostern. Der Holz-Teil war meine aller erste Prüfung hier in Gent und die Glass structures meine einzige rein mündliche Prüfung.

In der zweiten Hälfte des Semesters startete freitags meine Vorlesung „Wood Technology: Wood Processing and Forest Products” oder wie ich in der ersten Einheit erfuhr auch „Wood Technology 2“ genannt. In der ersten Hälfte des Semesters gab es nämlich die Vorlesung „Houttechnologie 1“, also Holztechnologie 1. Allerdings auf Niederländisch. Da ich ja in Wien Holztechnologie studiere, war das natürlich kein Problem. Da diese LV geblockt wurde fanden vom 8.30 Uhr bis 13.30 drei Blöcke statt und ab 14.15 noch einmal zwei Blöcke bis um 17.30 Uhr. Zugegeben, die Nachmittage waren schon immer sehr anstrengend, aber die Vortragenden waren sehr einsichtig und daher wurde der „harte“ Stoff eher am Vormittag durchgenommen und der Nachmittag wurde oftmals mehr mit Diskussionen und Informationsfilmen gestaltet. Der Prüfungsmodus wird für diese Prüfung so aussehen, dass wir am Vormittag eine schriftliche Prüfung zu vier der sechs Themengebiete haben werden. Welche vier Gebiete das sind, können wir uns am Prüfungstag aussuchen bevor wir die Fragen erhalten. Am Nachmittag wird es dann ein mündliches Gespräch zum Verständnis der Zusammenhänge zwischen den Themen geben. Das wird dann meine letzte Prüfung hier in Gent sein. Und da ich ja in Wien schon alle Prüfungen fertig habe wird das überhaupt meine letzte Prüfung für meinen (ersten) Master sein ????.  

Prüfungszeit

Auf der BOKU haben wir keine Prüfungszeiten, daher ist das für mich ein ganz neues Konzept. Für jedes Fach gibt es einen Prüfungstermin. Da man (normalerweise) nur Lehrveranstaltungen aus seinem eigenen (Bachelor oder Master) Programm besucht, wird darauf geachtet, dass es zu keinen Überschneidungen kommt. Da dies natürlich nicht immer funktioniert (auch hier gibt es Wahlmöglichkeiten) wurden Anfang März die vorläufigen Prüfungstermine bekanntgegeben. Sollte es zu Überschneidungen gekommen sein, oder wenn man wie ich LVs auf 2 Fakultäten besucht, hatte man die Möglichkeit dies bekanntzugeben. Am 22. März wurde dann der endgültige Prüfungskalender veröffentlicht. Meine Prüfungen sind ganz gut gefallen:

15.5 Dutch

24.5. Timber structures

29.5 Glass structures

3.6 Planning and Project Design

19.6 Economics and Management of natural Recourses

24.6 Woodtechnology

Hinzu kam eine Endpräsentation am 13.5 und eine am 21.5. Ich kann also sagen der stressige Teil liegt bereits hinter mir ????. Im Nachhinein weiß ich auch warum mir von einheimischen Studierenden immer wieder geraten wurde in den Osterferien auch schon etwas zu lernen, denn der Mai war wirklich zach. Wobei ich sagen muss, es trifft nicht jeden so wie mich. Ich habe auch Kollegen, die noch keine einzige Prüfung geschrieben haben und dafür ab nächster Woche je zwei Prüfungen pro Woche haben werden.

Da ich es absolut nicht gewohnt bin, dass ich so lange Zeit „nur“ mit lernen verbringe, um ehrlich zu sein hatte ich seit ich glaube der Mitte meines Bachelors nicht mehr so viele Prüfungen in so kurzer Zeit, habe ich versucht mir eine Lern- und Freizeitplan zusammenzustellen. Also nicht so richtig, sondern so, dass ich jeden Tag verlässlich in der Früh aufstehe und einen geregelten Tagesrhythmus beibehalte. Abends gehen wir trotz Prüfungszeit gerne auf ein Bierchen und nach jeder Prüfung ist das Prüfungsbier ein MUSS. (Am Tag nach der Prüfung gönne ich mir auch immer einen freien Vormittag, das heißt also ausschlafen oder faul im Bett liegen bleiben ????.) Auch muss ich feststellen, dass ich in Wien für die wenigsten Prüfungen so intensiv gelernt habe wie hier. Ich möchte nicht sagen, dass das Studium auf der BOKU einfach ist, aber ich merke einen unterschied in der Qualität der Lehre und vor allem bei englischen Vorlesungen!

Sollte man den ersten Prüfungstermin nicht positiv absolvieren gibt es ende August die Möglichkeit eines zweiten Antrittes, dies gilt sowohl für Lehrveranstaltungen des ersten und des zweiten Semesters. Danach muss die ganze LV wiederholt werden. Für ERASMUS Studenten gibt es hier die Möglichkeit, dass die Prüfung an der Heimatsuniversität abgehalten wird. Wie das genau funktioniert weiß ich nicht, ich hoffe allerdings inständig, dass ich diese Möglichkeit nicht in Anspruch nehmen muss.

Alle Prüfungsergebnisse werden am 4. Juli gemeinsam um 17.30 Uhr veröffentlicht. Da werden wir also eine große Party schmeißen und entweder trinken, um zu feiern, oder trinken, um zu vergessen. Bis dahin heißt es abwarten und Tee trinken, oder besser Lernen und Bier trinken ????.

Proost ????!
Lena