Che cosa rimane? Was bleibt? Fünf Jahre ist es her, dass ich von meinem Freiwilligendienst in Forlì, einer hübschen Stadt in der italienischen Region Emilia-Romagna, zurückgekehrt bin. Fünf Jahre, in denen ich mir ein neues Leben in meiner Studienstadt aufgebaut, eine Pandemie überstanden, viele Menschen neu kennengelernt und andere aus den Augen verloren habe.
Rückblickend war mein Freiwilligendienst wahrscheinlich die bisher prägendste Zeit meines Lebens und ich denke gerne und manchmal wehmütig daran zurück.
Wenn mich heute jemand nach meinem Jahr in Forlì fragt, fallen mir zuallererst Namen ein. Namen von Menschen, die diese Zeit so besonders gemacht haben und die mich teils bis heute noch prägen. Ich erzähle dann von Simone und Marco, zwei junge Männer mit Down-Syndrom, die in meiner Arbeitsstätte Don Pippo gewohnt haben und wahrscheinlich die liebevollsten und herzlichsten Menschen sind, denen ich je begegnet bin. Ich spreche von Donatella, ebenso eine Bewohnerin von dort, deren große Liebe der Kaffee ist und die das Ziel, jeden Tag möglichst viel davon zu konsumieren, mit bewundernswerter Raffinesse und Ausdauer verfolgt. Ich rede über Gabriele, den Koch, der mir in der Zeit große Mengen an Esspaketen zugeschanzt hat und außerdem seine Lebensweisheiten mit mir geteilt hat. Emanuele fällt mir ein, ein Betreuer bei Don Pippo, der sich zwar weigerte, die sozialistische Hymne „Bella ciao“ mit uns zu singen, aber genau verstand, worauf es im Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern von Don Pippo ankam und sich dort als großer Menschenfreund zeigte. Weiters erzähle ich von Cécile, Elly, Ina und vielen anderen jungen Menschen aus den verschiedensten Ländern Europas, mit denen ich Abenteuer erlebt, neue Städte erkundet, Feste gefeiert, Tränen gelacht und geweint und im Verlauf von all dem enge Freundschaften geknüpft habe.
Über all dies redend, habe ich wahrscheinlich immer noch ein Funkeln in meinen Augen. Dann fällt mir ein, dass ich einige Namen noch gar nicht erwähnt habe. Ida, Loretta, Abdoulaye und viele andere, die auf ihre Weise dazu beitrugen, dass ich mich weg von zuhause und trotz einer anderen Sprache verstanden und aufgehoben gefühlt habe. All diesen Menschen ausreichend Platz in meinen Erzählungen zu verschaffen, würde wohl ganze Tage in Anspruch nehmen.
Als ich am Ende meines Auslandsaufenthaltes die Koffer wieder nach Norden trug, enthielten sie sinnbildlich weit mehr als die paar Kleidungsstücke, die noch heil geblieben waren und die Souvenirs, die ich mir als Erinnerungsstücke angesammelt hatte. Diese Souvenirs liegen heute verstaubt in einer Ecke oder haben die fünf Jahre nicht überlebt. Was geblieben ist, wirkt zunächst unscheinbarer. Es sind Verhaltensweisen und Einstellungen, die seit dieser Erfahrung verändert sind, Erinnerungen in Form von Bildern in meinem Kopf und eben all diese Menschen, die sich, auch wenn der Kontakt heute nur mehr sporadisch ist, in mein Leben eingewebt haben.